Wo Schnee nach Liebe riecht (Lisa Torberg)
# 13 (Delaney sieht Stephen zum ersten Mal)
Delaney hebt einen Fuß an, um weiterzugehen, als die Fahrertür geöffnet wird. Abrupt bleibt sie erneut stehen.Der Mann ist ziemlich groß und seine Schultern sind breit, aber das ist es nicht, was ihren Blick anzieht. Es sind diese engen sexy Jeans, die seine Oberschenkel wie eine zweite Haut umspannen – und nicht nur die. Hitze steigt ihr in den Kopf. Sie zieht die Unterlippe zwischen die Zähne. Himmel, was soll das? Nur weil sie einmal einen Kerl sieht, der keinen Anzug trägt, muss sie ihm doch nicht auf seinen Hintern starren! Er beugt sich mit dem ausgestreckten Arm in den Fahrzeugraum, und diesmal spürt sie, wie ihr innendrin warm wird. Der Mann richtet sich wieder zu seiner vollen Größe auf und zieht die Jacke an, die er aus dem Wagen gefischt hat. Dann hebt er einen Arm und streicht sich durch die Haare, deren Farbe sie an helles Bier oder dunklen Honig oder eine Mischung von beidem erinnert. Immer noch starrt sie ihn an – und senkt eilig den Blick, als er seinen Wagen schließt und die Lichter aufblinken. Bevor er sich umdreht, setzt sie einen Fuß vor den anderen und rutscht auf den verflixten Ledersohlen Richtung Kaffeehaus. Zum Glück sind die Absätze ihrer Stiefel nicht hoch und zudem breit, sodass sie sich bei jedem Schritt in den Schnee eingraben und ihr ein wenig Halt geben.Dass sie dennoch ausrutscht und den Sturz nicht abfangen kann, liegt wohl daran, dass sie wie eine Idiotin auf ihre Stiefelspitzen gestarrt hat, anstatt auf den Weg zu achten. Dann hätte sie nämlich die beiden kleinen Schneehaufen gesehen, die beiderseits vor dem Eingang des Kaffeehauses zusammengeschaufelt wurden. In einem davon sitzt sie nun und ihr eleganter Mantel gibt oberhalb ihrer Stiefel den Blick auf ihre Knie und einen großen Teil ihrer Oberschenkel frei, da der Rock hochgerutscht ist.»Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf.«Gott, diese Stimme! Warm und tief und so verdammt heiß, dass sie nicht mehr daran denkt, wie unangenehm feucht ihr Hinterteil ist. Und diese langen, schmalen Finger, die sich vor ihren Augen bewegen. Eine Hand, der man ansieht, dass sie als Arbeitsgerät bestenfalls einen Kugelschreiber hält. Eher eine altmodische Füllfeder, berichtigt sie sich in Gedanken, ohne zu wissen, woher das kommt. Denn irgendwas passt nicht zu der Assoziation mit einem Hochschulprofessor oder Schriftsteller, die in ihrem Kopf herumspukt. Ihr Blick gleitet ein wenig weiter – und schlagartig weiß sie, wer er ist. Die stonewashed Jeans, die in halbhohen ledernen Boots mit Profilsohle stecken, können nur seine sein. Der Fahrer des schwarzen Autos! Hitze flutet ihre Wangen und hindert sie daran, aufzusehen.
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