Samstag, 25. Dezember 2021

[Blogbeitrag] Du und deine Engel von Anjana Gill

 


#schutzengel
Gab es schon mal eine Situation, in der du dir sicher bist, dass ein Schutzengel seine schützende Hand über dich gehalten hat?


Hier kann ich von einer Sache berichten, denn seit diesem Zeitpunkt bin ich zu 100 Prozent überzeugt, dass es Schutzengel gibt. Aber lasst uns von vorne beginnen.
Ich war mit meinem damaligen Freund auf der Autobahn unterwegs. Er fuhr, ich saß entspannt auf dem Beifahrersitz, als er auf einmal zu krampfen begann. Wir fuhren gerade auf eine Baustelle ein und wir alle kennen diese Baustellen, die Überholspur nur 2 m, die Autofahrer nicht immer so ruhig, wenn es eine Änderung gibt. Aber keine Chance, den Fuß von ihm vom Gaspedal zu bringen. Nein, er krampfte weiter und der linke Fuß drückte das Gaspedal voll durch. Es gab nur 2 Optionen für mich. Irgendwie den Platz mit ihm zu tauschen oder beten, lenken und hupen, so dass die anderen auf die Misere aufmerksam werden und nicht zum überholen ansetzen, denn der Tacho war bereits bei über 170 km/h.
Ich entschied mich für Variante B. Ich betete, lenkte, hupte und alles wieder von vorne. Kein einziger Autofahrer war auf der Überholspur, alle drängten sich gefühlt auf die Seite und ließen uns einfach vorbei. Als nach 2 km die Baustelle endlich vorbei war, kam auch mein Freund wieder zu sich (vielleicht war er es auch schon vorher und ich merkte es im meinem Stress über ihn gebeugt nicht) und lenkte das Auto zu einem Rastplatz. Er wusste nichts von der gesamten Aktion, wunderte sich aber, warum ich über ihm gebeugt, hupend das Auto gefahren habe. Ich war schweißgebadet.
Aber so kanns gehen. Gäbe es keine Schutzengel, wäre sicher etwas passiert auf dieser Strecke. So allerdings, weiß ich, dass immer jemand aufpasst.

Glaubt ihr an Schutzengel? Oder habt ihr selbst schon einmal so etwas erlebt?

[Blogbeitrag] Du und deine Engel von Anjana Gill



#duunddeineengel
Du und deine Engel - glaubst du an Engel, welche Bezug hast du zu ihnen oder hattest du sogar schon mal das Gefühl, dass sie dich begleiten und unterstützen?

Wer kennt es nicht, dieses Gefühl, dass auf einmal jemand neben einen steht und versucht einem auf einen anderen Weg zu geleiten. Der eine nennt es Bauchgefühl, die anderen himmlische Fügung. Und meistens ist es genau das, deine Armee von Engeln, die versucht dich vor Blödheiten zu beschützen.
Die einen lassen es zu und gehen in eine andere Richtung, die anderen laufen mit einem schlechten Gefühl in den "Untergang" hinein.
Ich für meinen Teil habe schon sehr oft auf das eine Gefühl gehört, wenn ich irgendetwas zu machen gehabt habe. Das Gefühl, dass es besser ist NEIN zu sagen, da es einfach mit Problemen verbunden ist. Wie oft bin ich dann schon in meinem Arbeitszimmer gesessen und habe zu mir selbst gesagt: "Und was machen wir nun? Zurück geht es nicht mehr, aber wie holen wir das beste heraus?"
Und genau darum geht es. Wenn man schon mal vom Weg abkommt oder nicht auf die Umstände hört, wie man es wieder zurechtbiegen kann, ohne sich selbst damit zu zerfleischen.
Was ich daraus gelernt habe, ist, dass nichts mit Übereifer und schlechten Gedanken geht, denn dann entwickelt nicht eine Abwärtsspirale, die einem selbst und alle Beteiligten auffrisst. 
Das ist ja auch dasselbe mit der jetzigen Situation in der Schule. Regt man sich über jede überflüssige, sinnlose Aktion auf, wird man auch nur negatives ernten. Nimmt man es mit Humor und Ruhe und Gelassenheit, ist auch das Leben im Klassenraum viel leichter.
Zusammenfassend kann ich sagen: Ja, ich glaube daran, dass es eine himmlische Kraft gibt, die versucht einem zu schützen und die mich auch unterstützt und in manchen Situationen in die richtige Richtung stößt. 

Wie ist es bei euch? Glaubt ihr an Engel? Glaubt ihr an eine Kraft, die euch unterstützt?

Freitag, 24. Dezember 2021

[Weihnachtscountdown 2021] Tag 24 - Beitrag 13 - Sally West


 

Olga, deren runde, wohlgenährte Figur ganz und gar ihr warmherziges Wesen widerspiegelte, hatte Mitleid mit dem sechsjährigen Jungen und versteckte manche verbotene Leckerei in der Edelstahl-Hochglanz-Küche. Mit liebevollem Blick betrachtete sie Frederick, der in Windeseile sein Brot verputzte, und überlegte, wie sie ihm eine vorweihnachtliche Freude bereiten könnte.

[Weihnachtscountdown 2021] Tag 24 - Beitrag 12 - Eve Grass

  


Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende und endlich kommen wir ein wenig zur Ruhe.

Frohe Weihnachten und ein stimmungsvolles Fest

wünscht

Eve Grass

[Weihnachtscountdown 2021] Tag 24 - Beitrag 11 - Christine Keller

 


[Weihnachtscountdown 2021] Tag 24 - Beitrag 10 - Cornelia Eder



Joshua, Esther und Co wünschen frohe Weihnacht und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

[Weihnachtscountdown 2021] Tag 24 - Beitrag 9 - Leslie Julian

 

"Iiiih! Ihr seid sooo eklig! Müsst ihr euch dauernd in die Köpfe beißen?", lamentierte Jenny angewidert und wandte sich würgend ab. "Ich kotz' gleich!"

[Weihnachtscountdown 2021] Tag 24 - Beitrag 8 - Aurian van dan Helsk

Operation Save Christmas


Die Gerüchte, das ausgerechnet ihr Seal Team Bereitschaft über Weihnachten hatte, breitete sich rasant aus.
Als Captain Shane Farrell ihren Aufenthaltsraum betrat und ihnen die Hiobsbotschaft mitteilen wollte, wusste es schon jeder. Er wurde mit tödlichen Blicken erdolcht. Eigentlich hatte er ja auf einen Kaffee gehofft, aber so müsste er wohl erstmal die Wogen glätten.
Ihr jüngstes Mitglied Petty Offizier Andrew Caulder, mit seinem verschmitzten Lächeln, jammerte auf. »Ich bin aber doch bei meiner Schwester eingeladen. Wenn ich ihr wieder Absage, killt sie mich und kündigt mir die Verwandtschaft und ich bin nicht mehr der Lieblingsonkel ihrer Kinder.«
Von seinen anderen Teammitgliedern bekam er ähnliches zu hören. Er blickte sehnsüchtig zur Kaffeekanne, für eine Tasse würde es noch reichen.
»Leute, lasst mich am Leben! Ich bin nur derjenige, der die Botschaft überbringt, ich bin auch nicht begeistert.«
Shanes Senior Chef Kilian ist ein sehr sympathischer und liebevoller Zeitgenosse, der meist mehr auf andere, besonders auf sein Team schaut, als auf sich selbst, lehnte sich zurück, »mir ist es recht, meine Frau Shanon hat die Scheidung eingereicht und möchte mich nicht über Weihnachten sehen. Meine Tochter Liv bockt und will gar keinen sehen, somit kommt mir die Bereitschaft sogar recht.«
Sein Stellvertreter Commander Matthew Farrell, oder Executive Officer, kurz XO, sah Kilian traurig an, »hat sie es also doch durchgezogen? Was für ein Mist!«
Ihr großer blonder Norweger, den sie meistens nur Thor nennen, Kjell Roar Storebø baute sich vor Shane auf und fasste ihn mit beiden Händen an den Schultern. »Cap, das kannst du mir nicht antun! Du weißt, wie sehr ich Weihnachten liebe. Mein ganzes Haus leuchtet mit zehntausend Lichtern, die Rentiere stehen im Garten, der Schlitten auf dem Dach und im Haus steht in jedem Zimmer mindestens ein Weihnachtsbaum und ...«
Shane atmete durch, fasste nach seinen Handgelenken und sah zu Kjell auf, er war ja schon mit seinen einsneunzig groß, aber sein Kollege war mit fast zwei Meter der größte im Team. »Wir werden es uns hier gemütlich machen, mein Freund, soweit es halt machbar ist.«
»Darf ich den Admiral um Erlaubnis fragen Cap? Bitte, bitte?«
Shane kam sich gerade wie in einem Kindergarten vor, aber nicht in einem Team von Seals.
»Ähm, ich weiß nicht, ob er dafür die nächsten Tage Zeit hat.«
»Ich gehe einfach hin und frag ihn.« Sprach er und stürmte aus ihrer Baracke.
Shane sah hilfesuchend zu seinem Team, »das macht er jetzt nicht wirklich, oder? Verdammter Mist, das kann nur in einer Katastrophe enden.«
Sein Team sah ihn leicht verzweifelt an, ihr ruhigstes Mitglied, Petty Offizier Travis Maguire, ihr Hundeführer und Späher, sah Kjell hinterher, »ich würde ihm lieber nachlaufen, wer weiß wie er mit seiner Verzweiflung dem Admiral begegnet. Nicht das er danach noch im Militär Gefängnis landet.«
Matt, sein XO stand auf, »lass uns lieber gehen, wir brauchen Kjell noch.«
Shane raufte sich die braunen kurzen Haare, »keiner verlässt die Baracke bis wir zurück sind, ein Problem reicht mir voll aus.« Er sah noch mal sehnsüchtig nach der Kaffeekanne, daraus wird wohl nichts und verließ mit einem leisen seufzen den Aufenthaltsraum.
Kjell eilte über die Base von Coronado in San Diego. Da ihre Baracke recht weit hinten im Gelände steht und der Weg bis zum Büro des Admirals doch eine ganz schöne Strecke ist, kam er zum Nachdenken. Was ist, wenn er sich mit der ganzen Aktion die Zukunft verbauen würde? Aber wieso muss es auch gerade ihr Team sein? Die ganze Base weiß doch, wie sehr er Weihnachten liebte, oder etwa nicht? Egal, Kjell war sich sicher, dass er den Admiral schon überzeugen könnte, dass die Base geschmückt werden müsste. Wir haben keine zwei Woche mehr bis Weihnachten, da muss noch so viel gemacht werden. Am liebsten würde Kjell ja die Baracke umbauen, ihm fehlte da eine Veranda, mit hübschem weißen Zaun davor und Pfosten, um die man Tannengirlanden wickeln kann. Er erreichte doch schneller als er dachte den Bürokomplex der Base und knetete sich die Hände, wieso hatte er jetzt Angst? Kjell sah an sich herab, wie lief er überhaupt herum, konnte er sich so vorzeigen?
Es war nicht seine Uniform, die wäre besser gewesen, nun erschien er im Kampfanzug mit beigen Flecktarnmuster, sie war wenigstens sauber. Er zog sein Oberteil gerade, löste seinen Man Bun und flocht sich seine langen Haare zu einem ordentlichen Zopf. Vor der Tür sah er sich noch mal in der Fensterscheibe an, die ihm gut als Spiegel diente und war, mit dem was er sah zufrieden. Kjell strich sich noch mal über seinen gepflegten Vollbart und betrat das Haus. Er ging erst gar nicht an den Empfangstresen, da er keinen Termin hatte, wollte er nicht hier unten schon abgeblockt werden. Er tat so wichtig, dass sie nur kurz zu ihm hinsahen. Daraufhin nahm Kjell die Treppe bis zur dritten Etage, ordnete sich noch mal, bevor er den Flur betrat, und ging zielstrebig auf das Büro von Admiral Dave Rathwell zu. Kjell klopfte und trat ein, hoffentlich ist die Sekretärin des Admirals nicht da. Natürlich war sie da, sie sah ihn an, als wisse sie ganz genau, was er vorhatte. Ihre Haare saßen wie immer akkurat streng zusammengebunden zu einem Dutt, ihre schwarze Hornbrille, vollendete das Bild einer sehr strengen Lehrerin, die ihn gleich in die Ecke stellen würde. Vor ihr hatte er mehr Angst, als vor dem Admiral. »Was kann ich für sie tun, Chief Petty Officer Kjell Roar Storebø, haben sie einen Termin mit dem Admiral? Ich kann mich nicht erinnern, den übersehen zu haben.«
Er schluckte, sie würde ihn in der Luft zerreißen, dieser Blick, schon alleine. »Ich muss ganz dringend den Admiral sprechen, es ist lebenswichtig, wir müssen Weihnachten retten.«
Sie sah ihn sehr skeptisch an, »wir müssen was? Weihnachten retten? Chief Petty Officer Kjell Roar Storebø, was bilden sie sich denn ein, wo wir sind? Am Nordpol? So was habe ich ja noch nie gehört!«
Kjell sah sie verzweifelt an, was hatte er sich nur gedacht? Das der Vorzimmerdrache des Admirals ihn einfach so vorlassen würde? Schon wenn er sich in diesem sterilen Büro umsah, hätte ihm klar sein müssen, dass sie nichts von Weihnachten hielt.
In dem Moment kam der Admiral aus seinem Büro, »was ist denn hier los?«
»Chef Storebø will Weihnachten retten. Ich glaube, ich bin hier im Irrenhaus.«
Der Admiral hob eine Augenbraue, »Weihnachten retten, das müssen sie mir erklären Chief Storebø, kommen Sie herein und Betty, können Sie uns einen Kaffee holen und falls Sie noch diese leckeren Kekse haben, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
»Das mache ich doch gerne Admiral Rathwell.«
Sie betraten das Büro des Admirals, was der totale Gegensatz zum Vorzimmer war. Vor dem Fenster stand ein großer alter englischer Mahagoni Schreibtisch, der den halben Raum einnahm, hinter ihm ein dazu passender Bürostuhl, der mehr ein Sessel war, davor standen zwei Stühle für Gäste. An der Wand ihm gegenüber befand sich ein dazu passendes Regal mit Ordnern, Bücher aber auch sehr viele Bilder von seinen Einsätzen, Begegnungen mit anderen hochrangigen Persönlichkeiten und seiner Familie. Rechts zu seiner Seite rundete eine Chesterfieldsitzecke mit einer großen dunkelbraunen Couch und dazu passenden vier Sesseln sowie einem Tisch davor das Zimmer ab.
Dorthin deutete der Admiral, »wir machen es uns bequem, ich bin neugierig auf Ihre Geschichte, wieso müssen wir Weihnachten retten?«
Kjell knetete seine Hände, »Sie werden mich für verrückt halten Sir, ich liebe Weihnachten, mein Haus erstrahlt mit über zehntausend Lichtern, ich habe mich sehr auf Weihnachten gefreut und jetzt haben wir Bereitschaft und müssen hier in unserer tristen, fast gar nicht geschmückten Baracke ausharren. Das ertrage ich nicht Admiral! Bitte, ich möchte nur unsere Baracke und den Bereich davor dekorieren und wenn es geht, unsere Familie zum Weihnachtsfest auf die Base holen.«
Er hatte nicht mitbekommen, dass währenddessen die Sekretärin das Büro betreten hatte. »Auf was für Ideen kommen Sie denn, wir sind doch hier nicht auf einen Rummel!« Sie sah hilfesuchend zum Admiral, »das werden Sie ihm doch nicht erlauben Sir?«
In dem Moment klopfte Captain Shane Farrell und sein Stellvertreter an der geöffneten Tür des Admirals. Die Sekretärin drehte sich um, »Sie nicht auch noch! Sie haben alle keinen Termin und bringen hier alles durcheinander! Weihnachten retten, die Base zum Jahrmarkt machen, ich glaube es ja wohl nicht, das reinste Irrenhaus!«
Der Admiral atmete langsam ein und aus, »Captain, Commander, Sie kommen bitte herein und setzen sich zu uns, Betty, Sie bringen bitte für die zwei Herren auch noch einen Kaffee und schließen bitte die Tür hinter sich.«
Das war ein Rauswurf, ihre Augen blitzen den Admiral giftig an. »Kaffee kommt gleich Sir.« Sprach sie, wirbelte herum und schloss die Tür lauter als nötig.
Der Admiral rieb sich über das Gesicht. »Wenn sie mir nicht den Rücken freihalten würde, dann hätte ich sie längst nach Alaska versetzen lassen. Manchmal frage ich mich wirklich, wer hier nun das sagen hat.«
Shane grinste ihn an, »Sie Admiral, aber das ist bis jetzt wohl noch nicht bis zu ihr durchgedrungen.«
Es klopfte und ihr Kaffee wurde gebracht, als sie sah, wie sich Shane einen Keks nehmen wollte, schob sie diese zum Admiral, »die sind für den Admiral!« Und sah ihn an, als würde sie mit einem kleinen Jungen reden.
»Betty, vielen Dank.«
Kaum war sie raus, schob der Admiral die Kekse wieder zurück, »bedienen Sie sich ruhig Captain und nun Chief, was haben Sie sich vorgestellt, wie wir Weihnachten retten sollen?«
Shane verschluckte sich fast an dem Keks und trank schnell einen Schluck Kaffee, endlich und das war ein Kaffee. Er musste sich ein wohltuendes stöhnen unterdrücken. Der Admiral grinste ihn wissend an.
Kjell wurde rot und sah zum Boden, »Sir, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, die Base ist doch bis auf einen Weihnachtsbaum noch gar nicht geschmückt und dabei haben wir nur noch zwei Wochen bis Weihnachten. Ich liebe doch Weihnachten so sehr, mir tut es im Herzen weh, aber hier kann doch gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Das kann und will ich nicht akzeptieren. Dazu unsere Baracke die geht ja so gar nicht! Da fehlt eine Veranda, die würde ich zu gerne bauen. Mit einem hübschem weißen Zaun als Abgrenzung und Pfosten, um die man Tannengirlanden wickeln kann. Diese dann mit schönen Lichterketten geschmückt. In den Fenstern müssen überall Weihnachtskränze hinein und vor der Baracke müssen Rentiere, ein Weihnachtsmann und .....«
»Stopp! Ich unterbreche Sie ja nur ungern Chief, aber sie haben nur noch vierzehn Tage Zeit für ihre Pläne und ich kann ihnen keinen Bautrupp zu Verfügung stellen.« Der Admiral grinste und ließ das Gesagte sacken.
Kjell sah hilfesuchend zu seinem Captain, dann zum Admiral, »heißt das, ich darf die Veranda bauen, die Baracke und den Vorplatz weihnachtlich schmücken und die Base mit Weihnachtsbäume bestücken?« Kjell war sich nicht sicher, richtig gehört zu haben, er glaubte es gerade nicht.
»Soweit es nicht das Budget sprengt und sie die Baumaterialien hier in der Base organisieren können, geht es in Ordnung. Die ganze Base zu schmücken wird etwas viel sein, wir reden ja nicht von einer kleinen Base, wir reden hier von Coronado, die größte Base an der Westküste.«
»Sir, ich sage es nicht gerne, aber ein paar Weihnachtsbäume täten der Base wirklich gut. Da hatten wir ja in Afghanistan in Bagram mehr geschmückt.« Mischte sich der Captain ein.
»Sie jetzt auch noch Captain Farrell?«
Währenddessen hatte Matthew schon seinen Notizblock in der Hand und schien etwas zu schreiben, »wenn wir drei Truck Ladungen Tannenbäume bestellen, sollte es reichen für die Base.«
Der Admiral bekam Schnappatmung, »drei Truck? Wissen Sie, was das kostet Commander?«
»Ja, Sir, weniger als Sie denken. Da die meisten schon ihre Bäume seit Anfang Dezember stehen haben, bleiben die Händler auf ihren Bäume sitzen, sie werden froh sein, dass wir sie ihnen abnehmen. Darum kümmere ich mich gerne Sir. Dazu kommt, dass Sie die Bäume und den ganzen Schmuck und was noch dazukommt als Werbezwecke bei der Steuer abrechnen können. Das ist ganz einfach gesagt Marketing. Wenn alles steht, machen wir noch ein Video und laden es auf den gängigen Social Media hoch.«
Shane angelte sich noch einen Keks und deutete mit diesem auf den Admiral, »dazu holen wir uns noch die Jungs aus der Seal Ausbildung, die uns helfen die Bäume aufzustellen, das kommt gut bei der Werbung für die Seals.«
Kjell schmollte, »es geht hier doch um Weihnachten und nicht um Werbung.«
Matt deutete mit seinem Bleistift auf Kjell, »du hast ja recht, mein Freund, aber wieso nicht das eine mit dem anderen verbinden und dadurch vielleicht sogar finanziell besser da stehen.«
Kjell grübelte, »hmm, ja, okay. Das Ziel ist doch nur wichtig, nicht wie man dort hinkommt. Dann machen wir es so, ich hoffe, das geht so in Ordnung Admiral?«
Alle sahen den Admiral hoffnungsvoll an.
»Auf was habe ich mich da nur eingelassen?« Fragte dieser.
Er sah auf die Uhr, »meine Herren, ich muss leider weiter arbeiten, auch wenn es interessant war. Ich werde alles in die Wege leiten, das Sie für die »Operation Save Christmas« freie Hand haben.«
Kjell fasste es nicht, was da eben passiert war, er hatte wirklich das Okay bekommen Weihnachten zu retten.
Sein Captain legte ihm den Arm um die Schulter, »mein Freund, du hast so viel Glück gehabt. Ich dachte, das war es jetzt mit deiner Karriere und nun erzähl mal, was hast du geplant? Wie stellst du dir den Bau der Veranda vor? Das muss doch statisch alles stimmen, nicht das die uns, beim nächsten Sturm auf den Kopf fällt.«
Kjell blieb stehen und sah seinen Captain und Freund leicht verzweifelt an. »Ganz ehrlich Shane, ich habe keinen Plan. Ich war nur verzweifelt, dass unser Weihnachtsfest durch diese Bereitschaft ins Wasser fallen würde, und ich wollte uns das Fest retten, es so schön wie möglich gestalten. Das Ganze war eine Kurzschlussreaktion und ich gebe es zu, ich habe keine Minute über die Konsequenzen nachgedacht, vielleicht einen kurzen Augenblick, aber gleich wieder verdrängt. Sorry Chef, dass ich euch da jetzt mit hinein gezogen habe.«
»Mach dir keinen Kopf, wir bekommen das schon hin.«
Matt sah beide skeptisch an, »mit wir meinst du bestimmt mich Shane, denn ihr beide habt doch sicher keine Vorstellung, was dafür alles benötigt wird, oder?«
Kjell sah seinen XO schuldbewusst an, »Sorry Commander, ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wieder gut machen soll.«
Shane sah es seinem Stellvertreter an, dass er schon einen Plan hatte. »Nun erzähl schon Matt.«
»Gebt mir ein paar Stunden, dann weiß ich, was machbar ist. Aber dafür schreibst du dieses Jahr die Bewertungen jedes einzelnen Teammitgliedes.«
Shane sah Kjell kritisch an, »wenn das nicht ein gutes Fest wird mein Freund, dann werden wir uns alle im Januar in Alaska zum Eistraining einfinden.«
Beide sahen Shane geschockt an und murmelten ein gequältes: »Ja Sir.«
Sie merkten gar nicht, dass sie ihre Baracke erreicht hatten, bis sich Shane von ihnen verabschiedete, »und nun ran ans Werk, ich gehe die Bewertungen schreiben und ihr plant, was alles benötigt wird für Kjells Weihnachtsfest. Wir treffen uns in meinem Büro um achtzehn hundert.«
Kjell und Matt blieben noch einen Moment vor der Baracke stehen.
»Das dein Plan leicht verrückt ist, ist dir schon klar?« Matt wartete keine Antwort ab. »Mach mir einen Plan und ich sehe zu, was da machbar ist. Ich gehe jetzt telefonieren, mal sehen wer uns helfen kann und wo wir die nötigen Materialien dafür herbekommen.«
Kjell wollte sich bedanken, aber da schloss sich hinter Matt schon die Tür. Ohne es zu merken, löste er seinen Zopf und fuhr sich durch die Haare, für einen Moment legte er seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen, er atmete die warme Luft tief ein. Dafür, dass es Dezember war, waren über zwanzig Grad einfach zu warm, um auf weihnachtliche Gefühle zu kommen.
Aber das war halt Kalifornien, dazu noch die unterste Spitze, kurz vor der Grenze zu Mexiko, die er in circa dreißig Minuten erreichen würde. Sein norwegisches Blut kam gerade im Dezember durch und die Sehnsucht nach Schnee. Augen auf bei der Berufswahl hat seine Granny ihm liebevoll gesagt, als er ihr sein Leid geklagt hatte, das er gerade im Dezember den Schnee vermisse. Vielleicht kommt ein Eistraining im Januar in Alaska gar nicht mal so falsch, eine Strafe wäre es für ihn jedenfalls nicht. Aber das behielt er lieber für sich, das Team würde ihn killen und da sie Navy Seals sind, könnten sie es auch.
Kjell’s Plan sprach sich schnell im Team herum, ehe er selbst zum planen kam, bot ihm Kilian, ihr Sprengstoff Experte und Physiker seine Hilfe an, da dieser wusste, wo er seinen Sprengstoff setzen musste, kannte er sich auch sehr gut mit der Statik von Gebäuden aus. Kaum saßen sie zusammen, gesellte sich Travis dazu, der Texaner erklärte ihnen, da er auf der elterlichen Ranch oft geholfen hat beim Bau von so einigen Gebäuden wie Scheunen, Ställe und anderem, kannte er sich schon mit der Materie aus.
Stunden später lag vor ihnen eine erste Zeichnung, wie die Veranda aussehen könnte, wenn sie fertig ist. Damit hatte sie Andrew überrascht.
Der Scharfschütze hatte eine gute Beobachtungsgabe, hörte ihnen von weiten zu und fing an zu zeichnen. Sie überlegten gerade, wie sie ihre Pläne Shane präsentieren könnten, da kam Andrew an ihren Platz und legte ihnen eine sehr detaillierte Skizze von ihrer Veranda auf den Tisch.
»Habt ihr euch die Veranda so vorgestellt? Ich kann sie euch auch anders zeichnen, oder für die Baubehörde auch noch in verschiedenen Bauabschnitten skizzieren.«
Kjell strich fast zärtlich über die Zeichnung, er war von der Detailliertheit fasziniert, sie ist Perfekt! »Wow! Ich wusste gar nicht, dass du so gut zeichnen kannst. Die Veranda ist wirklich perfekt, woher wusstest du, was ich wollte?«
Andrew grinste verlegen, »ich skizziere immer jedes Ziel, welches ich im Visier habe, so hab ich es gelernt und eure Veranda war eine Herausforderung. Ihr habt euch über viele Details unterhalten und ich hab sie zu Papier gebracht, das ist alles.« Er zuckte mit den Schultern.
So bescheiden kannte Kjell Andrew gar nicht, denn Andrew war eher ihr Weiberheld, der nichts anbrennen ließ.
Kjell war dabei, eine Liste aufzustellen, was sie alles benötigen würden, sein Gefühl war, die Liste nimmt nie ein Ende und Matt würde ihm sicher den Hals umdrehen, aber er sollte ja alles aufschreiben, das tat er nun.
Da wurde die Tür der Baracke kraftvoll aufgestoßen, so, dass sie gegen die Wand prallte und ihr Teamarzt Lieutenant Juan Pacheco stürmte hinein. Seine spanische Abstammung merkte man eigentlich nie, aber heute war er auf hundertachtzig. »Nennt mir einen Grund, wieso ich den Chefarzt nicht umbringen sollte.« Er raufte sich mit beiden Händen seine kurzen schwarzen Haare. Das Ergebnis war, das sie ihm ins Gesicht fielen. Juan strich sie sich wieder zurück , »ich sollte wirklich wieder zum Friseur, sie nerven. Aber noch mehr nervt mich, dass dieser neuer Chefarzt doch der Meinung ist, er könne über meine Zeit bestimmen. Er weiß doch, dass ich nicht zu seinem Team gehöre und nur aushelfe, wenn ich nicht im Einsatz bin. Aber so, wie er mich aktuell einplant, komme ich mir vor, wie ein junger Arzt, der seine ersten praktischen Erfahrungen macht und vierundzwanzig Stunden und das am besten die ganze Woche im Krankenhaus sein muss und dabei darf ich nicht mal etwas machen, ich darf nur neben ihm laufen, darf den Mund halten und ihm die nächste Akte reichen oder Kaffee holen, oder andere Botengänge machen. Wenn er dann mit seiner stundenlangen Visite fertig ist, darf ich seine Berichte schreiben, die er vorher auf sein altes Diktiergerät aufgenommen hat. Ich bin so sauer und hundemüde, weil ich keine Minute mal Pause machen konnte und das soll jetzt nach seiner Meinung bis zu unserem Trainingseinsatz im Januar so gehen.«
Shane trat von hinten an ihn heran und wollte Juan eigentlich eine Hand zur Beruhigung auf die Schulter legen. Juan war so angespannt, dass er nur reagierte, er griff zu Shanes Arm, kickte ihm ein Bein weg und ehe Shane begriff, wie ihm geschah, lag er auf dem Rücken. »Ach verdammt, Shane, hab ich dir wehgetan? Ich bin aber auch ein Idiot, aber dieser Chefarzt macht mich nur fertig.« Er ließ sich auf den nächstbesten Sessel fallen und stützte seine Arme auf den Knien ab und vergrub seine Hände in den Haaren.
Shane setzte sich Doc gegenüber, »und jetzt komme ich und muss dir auch noch sagen, dass deine Trainingszeiten grotten schlecht sind. Ich weiß, dass du gerne im Krankenhaus aushilfst, ok vielleicht aktuell nicht bei dem neuen Chefarzt, aber ich muss dich dort rausnehmen. Erstens brauche ich dich hier und zweitens, kann und will ich nicht deine Trainingszeiten akzeptieren.«
Lieutenant Juan Pacheco, der von allen nur Doc genannt wird, sah ihn ganz entgeistert mit seinen dunklen Augen an, »du musst dich irren, meine Zeiten waren in Ordnung.«
Shane sah ihn ernst an, »nein, mein Freund waren sie nicht. Beim letzten Schießtraining hast du mehrmals eine Geisel getroffen und gleich dreimal die schwarze Katze, von den Geiselnehmern hast du vier am Leben gelassen. Das ist aber nur der Anfang.«
Juan knirschte mit den Zähnen.
»Als du mit Kilian am Sprengstoff trainiert hast, hast du das falsche Kabel durchtrennt. Kilian meinte, das hättest du locker packen müssen. Und ja, ich weiß, du bist nicht der Sprengstoffexperte, das ist Kilian, aber die kleinen Sprengstofffallen sollten wir alle entschärfen können und da hast du versagt und damit wäre das Team Tod gewesen.« Shane sah ihn an, dass Juan etwas erwidern wollte, aber er ließ ihn nicht zu Worte kommen, es wären doch eh nur Ausreden gewesen und er mochte nun mal keine Ausreden. »Dazu kommt, dass sich deine Laufwerte stark verschlechtert haben. Du hängst fast eine Viertelstunde hinter uns her auf zehn Kilometer. Verdammt noch mal, das geht nicht Doc und was letztens auf dem Hindernissparkour war, brauche ich dir nicht zu sagen. Hätte Kjell dich nicht gehalten, wärst du 10 Meter gestürzt. Wolltest du dir freiwillig das Genick brechen? Was ist bei dir los Juan?«
Juan sah ihn nur traurig an, »ich weiß es auch nicht Cap. Vielleicht ist es alles zu viel. Also Krankenhaus und das Seal Training.«
Sein Captain nickte ihm nur zu, »das dachte ich mir fast, ich weiß ja, dass du gerne im Krankenhaus aushilfst und du auch die Stunden brauchst, wegen deiner Zulassung, aber du bist an erster Stelle ein Navy Seal, ein Teammitglied und in Moment das schwächste.« Shane raufte sich die Haare, »und was soll ich sagen, du kennst ja den Spruch, das Team ist nur so stark, wie ihr schlechtestes Mitglied und das kann und will ich nicht akzeptieren. Kommen wir zum Kern, deine Arbeit im Krankenhaus ist hiermit erstmal vorbei, denn ab jetzt wird von morgens bis zum Abend trainiert. Wenn deine Trainingszeiten wieder gleich gut sind wie unsere, können wir über deinen Einsatz im Krankenhaus reden, aber dann mit vernünftigen Arbeitszeiten, die ein Training im Team mit einschließen. Aber nicht vor unserem Wintertraining. Dazu kommt, dass sich Kjell in dem Kopf gesetzt hat, dass er Weihnachten retten muss. Und Autsch, das muss ich dir ja noch beichten, du scheinst wohl der Einzige zu sein, der es nicht weiß, wir haben über die Feiertage Bereitschaft und feiern, wenn wir nicht einen Einsatz haben, Weihnachten auf der Base.«
Juan sah ihn geschockt an, »Weihnachten auf der Base? Ich wollte zu meinem Bruder auf dessen Weingut, dort ist die ganze Familie Pacheco und feiert. Mama wird mich killen, wenn ich nicht erscheine. Zu deinem extra Training, ich müsste ja sauer sein, aber Chef, danke dir, du bist meine Rettung! Noch einen Tag mit diesem Chefarzt und ich hätte für nichts garantieren können.« Er knirschte wieder mit den Zähnen. »Kannst du bitte den Chefarzt anrufen, kommt besser, wenn du das machst, wenn ich da anrufe, glaubt er es mir nie. Dazu kommt, du bist vom Rang höher als der Chefarzt, damit sollte es dann funktionieren.«
Shane legte ihm seine Hand auf die Schulter, diesmal würde er ihn ganz sicher nicht umwerfen, »das wird auch funktionieren. Du bist für das Krankenhaus nur eine Leihgabe, solange wir dich freistellen können, ansonsten bist du ein Mitglied meines Teams. Ich kümmere mich gleich darum und danach reden wir, wie wir Weihnachten retten können.«
Der Captain ging in sein Büro und Doc sah sein Team fragend an, »wieso müssen wir Weihnachten retten? Kann mir das einer erklären?«
Und das Team erklärte es ihm, denn erstaunlicherweise, stand das ganze Team ohne zu zögern, hinter Kjell und seiner Idee.
Keine fünf Minuten später stürmte Shane aus seinem Büro, »ich bringe ihn um, wo ist meine Remington oder besser meine McMillan? Ich schieße diesen Chefarzt ab, was bildet sich dieser kleine Wicht ein, so geht man nicht mit einem Navy Seal Captain um. Nicht mit mir.«
Matthew, sein XO versperrte ihm den Weg. »Du holst dir jetzt nicht dein Scharfschützengewehr! Du lässt den Arzt am Leben, auch wenn er ein kleiner Wicht ist. Soll er uns doch Probleme machen, die blocken wir ab. Jetzt atme tief durch, wir haben immerhin eine Mission zu erfüllen und müssen Weihnachten retten.« Beide grinsten sich an.
»Das ist doch verrückt und ich verstehe immer noch nicht, wieso der Admiral da mitmacht, aber ok, lass uns die »Operation Save Christmas« beginnen. Ich brauche jetzt einen starken Kaffee, dann kann es sofort losgehen.«
»Verflucht, wer hat den Kaffee leer gemacht?« Shane kam aus der Pantry und hielt ihnen die leere Kaffeekanne vor die Nase. »Hatten wir nicht gesagt, der letzte brüht einen neuen Kaffee auf, wenn er die Kanne leer macht?«
»Sorry Cap, aber ihr habt mir verboten, den Kaffee aufzubrühen, weil er bei mir immer zu dünn ist.«
Shane sah Kilian mit einem schon fast tödlichen Blick an. »Stimmt, aber dann hättest du auch jemanden bitten können, oder endlich einen vernünftigen Kaffee kochen und nicht nur zwei Löffel Kaffee auf eine Tasse brühen.«
»Geht schon mal alle in unseren Besprechungsraum, ich kümmere mich darum, dass unser Captain seinen Kaffee bekommt, am besten entkoffeiniert.« Matt nahm seinem geschockten Freund die Kanne weg und verschwand in der Pantry.
»Ich warne dich Matt, wenn der wirklich entkoffeiniert ist, dann ...« Shane sprach nicht weiter und ging seinem Team nach.
Kjell hatte die Zeichnung von Andrew auf den Tisch gelegt und wollte gerade seine weiteren Notizen dazu legen, da kam Andrew mit seinem A3 Block und blätterte mehrere Skizzen auf dem Tisch. Jede Seite hatte er in der Zeit gezeichnet und nicht nur das, auch das Grundgerüst ohne Verschalung und Dach.
Matt stellte Shane die Kanne mit Kaffee hin und sah sich die Zeichnungen an, als er mitbekam, dass Andrew diese gezeichnet hatte, meinte er nur, »Du hättest Architekt werden sollen, das ist der Wahnsinn. Schon mit allen einzelnen Brettern für den Fußboden. Da brauche ich ja nur noch zählen und weiß, was ich bestellen muss. Denn ich nehme mal an, der Maßstab stimmt.«
Andrew legte Matt ein weiteres Blatt hin mit, »du musst nicht zählen, das habe ich dir alles schon aufgeschrieben. Erst die Balken und dann wird es immer kleiner. Unter dem Holz die Winkel und Schrauben und was sonst noch alles benötigt wird. Ich glaube, ich müsste alles haben, vielleicht kann sich Travis noch mal meine Notizen ansehen.«
Matt sah nur kurz auf und reichte es Travis weiter. »Wenn du damit zufrieden bist, scanne ich die Pläne ein, fülle alle Anträge aus und leite alles online an das Bauamt weiter, dann bekommen wir Morgen noch die Codes und können uns damit an die Versicherung wenden und nach dessen okay mit dem Bau beginnen.«
Shane sah sich auch die Pläne an, »Was hast du gemacht, um so schnell eine Zusage zu bekommen, als ich an meinem Haus etwas bauen wollte, haben die sich zwanzig Tage zeitgelassen und dann fehlte da noch was und das war nicht richtig, am Ende waren es fünfzig Tage.«
Matt grinste, »du musst halt die richtigen Leute kennen, mehr verrate ich nicht.«
»Ich hoffe, du hast keinen bestochen, oder irgendwelche Leichen im Keller von denen wir nichts wissen. Oder deren Leichen gefunden und erpresst sie jetzt.«
Matthew lachte, »nein, ganz gewiss nicht. Aber ein paar Football Karten für das nächste ausverkaufte Spiel der San Diego State Aztecs haben Wunder gewirkt.«
Kjell war geschockt, »du hast deine Karten für das große Spiel abgegeben, das ist ja schon seit der Auslosung ausverkauft gewesen.«
»Nein, das sind nicht meine Karten, die würde ich jetzt nun doch nicht hergeben, aber ich kenne jemanden, der immer an Karten rankommt.«
Kjell strich sich über seinen Bart, »du bist der Wahnsinn Matt, danke dir, wow! Damit habe ich nicht gerechnet. Also kann ich wirklich noch bauen vor Weihnachten.«
Matt grinste, »Ja, das kannst du und du kannst morgen schon loslegen einkaufen zu fahren, denn ich habe auch die Zusage für über einhundert Bäume erhalten und wie ich schon vermutet habe, es war leichter als erwartet. Sie liefern sie uns morgen nach achtzehn hundert an, dafür werde ich noch zu der aktuellen Bud/s Klasse gehen und sehen, dass ich mir die Seals Anwärter für ein paar Stunden leihen kann.«
»Na die werden begeistert sein, nach dem sie stundenlang trainiert haben, dann auch noch Bäume schleppen zu dürfen.« Warf Travis ein.
Kilian grinste, »Wer sagt, dass die Bud/s einfach ist? Sie werden früh genug merken, dass es danach erstmal so richtig losgeht.«
Shane genoss seinen Kaffee, was für eine Wohltat nach diesem Tag, »hört sich so an, dass wir heute mehr erreichen konnten, als wir dachten. Ich finde es zwar immer noch verrückt, aber es freut mich, dass die »Operation Save Charismas« damit auf einen guten Weg ist. Meine Herren, ich wünsche euch eine gute Nacht, morgen um null sechshundert ein wenig Training und dann könnt ihr loslegen mit eurer weiteren Planung und Doc, wir beide trainieren weiter.«
Juan fiel in sich zusammen, »Ich habe es geahnt.«
Kjell hatte am nächsten Morgen wieder die Leitung des Trainings übernommen und seine gute Laune lies er alle spüren, er forderte sie noch mehr als sonst. Sie hatten bis auf Juan kein Problem mit seinen Anforderungen, aber Doc war froh, als um null neunhundert Shane kam und Kjell einkaufen schickte.
»Ganz ehrlich, hätte er mich noch einmal die Dünen hoch geschliffen, ich wäre einfach liegen geblieben und hätte mich eingegraben, wo nimmt er nur die Energie her? Und jetzt zieht er pfeifend los und freut sich wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Das ist doch nicht der gleiche Chief, der uns eben noch geschliffen hat.« Beide sahen dem Chief hinterher und schüttelten den Kopf.
»So weihnachtsverrückt hätte ich unseren Norweger nie gehalten. Aber lassen wir ihn austoben, der Admiral hat ihm das okay gegeben, was ich nie gedacht hätte, eher, dass er hochkant aus der Navy rausfliegt. Aber wer weiß, was sich der Admiral dabei gedacht hat. Lass uns auf den Schießplatz gehen.«
Kjell konnte Kilian und Travis überreden, mit ihm einkaufen zu fahren. Travis wollte erst ihren Teamhund Charly nicht alleine lassen, aber Andrew, der Matthew half, alle Unterlagen für die Veranda zusammenzutragen versprach ihm sich um Charly zu kümmern.
Travis sah noch mal zu Charly, der hatte sich neben Andrew und Matthew zusammengerollt und schlief. Was machte er sich überhaupt Sorgen um seinen Hund? Der belgischen Malinois ein belgischer Schäferhund war ein idealer Partner der Seals. Charly war sehr loyal, intelligent, immer bemüht sein Team zu beschützen und voller Arbeitseifer. Na ja, bis auf jetzt, jetzt schlief der braungestromte Hund lieber, seine schwarze Schnauze hatte er unter einer seiner Pfoten gesteckt, nur seine schwarzen Ohren zuckten leicht. Hätte er ihn gerufen, Charly wäre sofort bei Fuß gewesen. »Wenn du nicht gleich kommst Travis, fahren wir alleine los,« trieb ihn Kjell an.
»Wozu brauchst du uns nochmal?« Er wäre wirklich lieber auf der Base geblieben, was sollte er denn überhaupt machen?
»Matt meinte wir sollen lieber mitfahren, ansonsten übertreibt es Kjell und wir sollen schon auf die Kosten achten, es muss ja nicht das Teuerste sein,« zwinkerte ihm Kilian zu.
Kjell ignorierte sie total und setzte sich ans Steuer seines Pick-up, »kommt ihr nun?«
Kilian überlegte kurz, »meinst du, dein Wagen reicht für den Schmuck von einhundert Bäumen aus?«
»Nie und nimmer, ich fahre euch lieber mit meinen SUV hinter her.« Travis sah kurz in seinen Kofferraum, »hmm, ach egal, in der Hundebox passt recht viel rein, die kann drin bleiben.«
»Du hast recht, ich nehme auch lieber meinen Pick-Up. Kjell, fahr du vor, wir folgen dir.«
Kjell fuhr zu einem reinen Christmas Shopping Center, Kilian wusste nicht mal, das es so etwas gab.
Alles war in Massen da, das würde ja leicht sein. Für jeden Baum eine Lichterkette und etwas Schmuck, dachte sich Kilian und dann ab wieder zurück zur Base, aber Kjell sah das anders.
Schleifen, Kugeln, Sterne, irgendwelche weihnachtliche Fantasyfiguren, die man an den Baum hängen konnte, wurde in die Einkaufswagen gepackt. Natürlich alles in großen Mengen, es waren ja immerhin hundert Weihnachtsbäume zu schmücken.
Bis ein Verkäufer sich ihnen in den Weg stellte. »Was wird das hier? Wir sind hier kein Großhandel, meine Herren.«
Kjell wollte sich ihm gerade entgegen stellen, aber Travis bremste ihn aus. »Lass uns das klären, mein Freund.«
Ein wenig eingeschüchtert sah der Verkäufer schon die Drei an, Kilian war von allen drei der schlankeste, ihm sah man nicht sofort den Navy Seal an, er war zwar durchtrainiert, aber er hatte nie stark sichtbare Muskeln bekommen. Bei Travis sah das schon anders aus, er war fast gleich groß mit seinen eins fünfundachtzig, aber doch sah man ihm mehr den knallharten Seal an, alleine seine grauen Augen konnten einen schon zum Fürchten bringen, nicht umsonst nannten sie ihn auch Arctic.
Kjell machte sich gerade groß, was mit seinen eins siebenundneunzig nicht wirklich viel Mühe machte, aber seine Ausstrahlung eines eiskalten Wikingers, der nicht umsonst Thor genannt wird, beeindruckte schon.
Der Verkäufer trat drei Schritte zurück, »Ich will hier keinen Ärger haben.«
»Den werden wir auch nicht machen, wir haben nur den Auftrag für zirka einhundert Bäume Schmuck zu kaufen, der Admiral der Base möchte Coronado doch etwas weihnachtlicher ausschmücken und damit den Soldaten und Soldatinnen und ihren Familien trotz Bereitschaft ein schönes Fest schenken.«
Der Verkäufer sah sie erstaunt an, »einhundert Bäume, da haben sie sich ja etwas vorgenommen. Ich rede mit dem Chef, er ist ein alter Veteran und wird ihnen bestimmt wegen des Großeinkaufes keine Probleme machen.«
In der Zeit, wo sie warteten, sah Kjell eine Weihnachtseisenbahn, seine Augen leuchteten, wie die eines Kindes, eines großen Kindes mit fast zwei Meter Länge dachte sich Travis. Er stellte sich zu Kilian und sprach sehr leise, »sag jetzt nicht, dass Kjell die auch noch kaufen will? Wir sind Navy Seals! Das ist doch nun aber wirklich kindisch.«
Kilian sah zu Kjell, dann zu Travis, »er kauft sie, da bin ich mir zu Hundertprozent sicher.«
»Ich würde gerne dagegen wetten, aber ich möchte bei den Verrückten mein Geld nicht verschenken. Ich traue es ihm nämlich auch zu.«
Kurze Zeit später, trat der Verkäufer begleitet von einem älteren Herrn, der sich auf eine Krücke stützte zu ihnen. »Meine Herren, ich bin Senior Chef Malcolm O`Harra A.D und helfe Ihnen gerne, was braucht ihr Jungs?«
Kilian reichte ihm die Hand, »ich bin Senior Chief Kilian, der große Lange ist Chief Kjell und mein Freund neben mir ist Petty Offizier Travis.«
»Oh, okay, keine Nachnamen, ich verstehe schon, ich tippe mal auf Navy Seal?«
Kilian grinste, »sorry, das kann ich ihnen nicht sagen.«
»Mein Junge, ich war lange genug dabei, einen Navy Seal rieche ich zehn Meilen weit.«
»Was in San Diego ihnen ja dann ständig die Nase Rotieren lässt, immer hin sind hier auf der Base so einige Navy Seals.« Lästerte Kjell.
»Ja, mein Junge, du hast recht, lassen wir das. Ihr wollt also die Base schmücken. Das wäre zu meiner Zeit nicht passiert, so langsam werdet ihr alle verweichlicht.«
Kjell brummte leise vor sich hin, »ich kann ihn ja mal über die Dünen treiben und über den Hindernissparkour jagen, mal sehen, ob er uns dann immer noch verweichlicht nennt.«
»Bleib ruhig Kjell, lass mich das machen und du bekommst dein schönstes Weihnachtsfest.«
»Wie sieht es nun aus, dürfen wir weiter einkaufen? Für den Großmarkt fehlen uns die nötigen Papiere und wir haben ja auch schon so einiges zusammen gesucht, wäre doch schade, wenn wir alles wieder zurück räumen müssten.«
»Ich will mal nicht so sein, immerhin mache ich damit ja auch ein gutes Geschäft. Sagen sie am besten meinem Mitarbeiter, was sie haben möchten und in welcher Menge, er stellt es ihnen dann alles zusammen und dann können sie sich die Ware in ihren Truck laden.«
Kjell sah ihn erschrocken an, »einen Truck, wir sind mit zwei Pick-Up`s hier und einen SUV.«
O`Harra sprach mehr zu sich selbst, »zu der Logistik Truppe gehören sie jedenfalls schon mal nicht, die wären hier gleich mit fünf Trucks vorgefahren.« Er überlegte nicht lange, wenn es wirklich Seals waren, was er an ihrer Statur stark vermutete, außer bei Kilian, er war einfach zu schlank für einen Navy Seal, verdankte er dieser Mannschaft sein Leben. »Ok, weil es Weihnachten ist, stelle ich euch meinen Truck zu Verfügung. Wenn ihr alles eingekauft habt, verladen mein Team alles und bringt es euch vorbei, ihr müsst mir nur sagen, wohin die Reise auf der Base geht.« Vielleicht bekam er so raus, zu wenn sie gehörten. Denn einfache Marines waren das nie und nimmer.
Kilian griff sich sein Handy, »Danke für das Angebot, aber ich muss erst meinen XO anrufen und fragen, ob das so in Ordnung geht und wo wir das Ganze überhaupt lagern wollen.«

Einige Minuten Später, bekam er das Okay, das sie den Truck am Tor abholen und zu einer benachbarten Baracke begleiten würden. Damit war dieses Problem schon mal geklärt und Kjell konnte weiter einkaufen gehen. Natürlich musste die Eisenbahn mit, er wollte auch bei den Häusern voll zuschlagen, aber da bremste ihn Kilian dann doch aus. »Übertreibe es nicht Kjell, du willst ja noch mehr einkaufen und ich weiß nicht, was der Admiral dazu sagen würde.«
Es tat ihm fast leid, ihn zu bremsen, er ließ den Kopf hängen, wie ein kleiner Junge, dem man sein Spielzeug weggenommen hat, aber da trat Travis auf ihn zu. »Wir werden genug Verschnitt vom Bau der Veranda haben, lass uns doch daraus, wenn die Zeit es zulässt Häuser bauen. Damit wären sie auch einmalig und nicht die Massenware, die du hier bekommst.«
Kjell sah Travis fast kindlich mit erstaunten Augen an, wo war der Chief nur geblieben, der das Team vorhin noch eingeheizt hat. Das ist doch nicht der gleiche Mann. »Das würdest du machen?« Und ehe Travis merkte, wie ihm geschieht, umarmte ihn der große Riese.
Als wäre nichts gewesen, kaufte Kjell weiter ein. Ihre drei Einkaufswagen, wurde schon des Öfteren gegen leere ausgetauscht. Kilian verlor den Überblick, Matt würde ihn killen. So war das nicht vereinbart, er sollte aufpassen, dass es nicht ausuferte. Aber bei hundert Bäumen wurde schon so einiges benötigt, das sah er jetzt nun auch ein.
Es folgten Rentiere für den Außenbereich, natürlich keine Kleinen eher fast so groß, wie das Original, für die sechs würden sie eine Extraladung brauchen oder einen Truck mehr. Ein Weihnachtsmann, der wohl das Dach hochklettern soll. Und ein paar weitere in den verschiedenen Posen. Engel, eine Krippe, natürlich auch nicht klein, eher fast so groß wie er selbst. Kilian schüttelte nur noch den Kopf, als Travis ihn fragend ansah.
»War das so besprochen Kilian?«
»Frag mich nicht, was sie in dem Büro des Admirals alles besprochen haben. Von Matt habe ich dazu keine Anweisungen erhalten und da Matthew gestern Kjells Einkaufsliste abgesegnet hat, scheint es hoffentlich wohl in Ordnung zu gehen.«
Travis lachte, oder sollte es eher ein Schnaufen sein? »Wir werden ja sehen, wenn wir nach Alaska versetzt werden, war es dann wohl doch nicht abgesprochen und Kjell hat voll übertrieben.«
»So, jetzt brauchen wir noch die Beleuchtung für die Baracke, die Tannengirlanden und Kränze, aber da würde ich lieber echte Tanne haben.« Kjell stürzte sich auf die Außenbeleuchtung und rechnete so Pi mal Daumen durch, wie lang die Baracke ist und kam auf viel zu viele Meter, aber klein war die Baracke ja nun auch wieder nicht, aber fünfunddreißig Meter eine Seite, stimmte das? Egal, was zu viel ist, wird wo anders benutzt und zu wenig können sie gar nicht haben. Die Front war Zwölfmeter sechzig, wer auf solche Breiten kam, verstand er auch nicht. Dort brauchte er für die Veranda die Tannengirlande und die Kränze, obwohl, am liebsten hätte er auch an der langen Seite vor jedes Fenster einen Kranz zu hängen, wie viele Fenster waren das? Er ging im Kopf die Seiten durch und kam auf vierundfünfzig, stimmte das wirklich? Was würde er mit dem Keller machen, wo ihre Käfige sind? Sie hatten jeder einen Käfig, denn ein Schrank würde für ihre Ausrüstung nicht ausreichen. Jeder Käfig war zweimal zwei Meter groß, sollte er die auch etwas schmücken? Egal, er griff zu noch mehr Schleifen, Tannenzapfen und kleinen Lichterketten, es sollte alles weihnachtlich werden.
Travis und Kilian wurden immer ungeduldiger, »wirst du heute noch mal fertig? Die Veranda, die du schmücken willst, muss ja erstmal noch gebaut werden.« Nörgelte Travis.
Er hätte sie nicht mitnehmen dürfen, aber Stopp, er hatte sie ja nicht freiwillig mitgenommen, sie wurden ihm ja von Matthew aufgebrummt. Sein XO war der Meinung, mit seinen Aufpassern, würde er nicht so viel einkaufen. Kjell überlegte, was er alles schon hatte, es würde gerade Mal so reichen, um das Haus und die Umgebung weihnachtlich zu schmücken. Als hätten sie ihm seine Gedanken angesehen, als er zu den Lichterketten sah, sprach Kilian: »Weniger ist oftmals mehr, übertreibe es nicht Kjell.«
Er atmete tief ein, recht hatte er ja, aber in diesem Christmas Shop wurde er immer schwach.
Sie gingen bezahlen, Kjell wusste nicht mal, dass Kilian eine Kreditkarte der Admiralität hatte. Die Endsumme haute ihn dann doch um, es waren mehrere zehntausend Dollar zusammen gekommen. Er schwitzte plötzlich Blut und Wasser, auf was für eine wahnwitzige Idee war er nur gekommen? Er kaufte auch noch ein wie ein Irrer, vielleicht sollte er doch etwas zurücklegen, aber nur was?
Kilian nahm ihn zur Seite, »mach dir keine Gedanken. Matthew sagte zu mir, geht einkaufen, das bekommen wir alles abgerechnet. Und falls es doch Probleme geben sollte, übernimmt Shane die Rechnung. Er sagte vorhin erst wieder zu mir, er hat genügend Geld auf dem Konto, von seinem Erbe, er braucht es nicht. Dann soll es lieber für etwas Gescheites ausgegeben werden.«
Sie klärten noch, wann die Ware heute Abend geliefert werden sollte, das hatte den Vorteil, sie konnten weiter fahren, denn es fehlte immer noch so einiges.
Der nächste Halt war bei den Tannenbäumen. Matt kümmerte sich zwar um diese, aber nicht um die Kränze und Tannengirlanden.
Travis stieg als Erster aus, »was wollen wir hier, Matt kümmert sich doch um die Bäume.«
Kjell schüttelte den Kopf, sie verstanden Weihnachten einfach nicht, diese ungläubigen. »Ich brauche noch Kränze, für jedes Fenster und eine Tannengirlande, die über die ganze Veranda geht, auch für die Säulen die das Vordach tragen sollen, über die Eingangstür und für den Innenbereich.«
Währenddessen auf der Base, Matthew ging mit Andrew zu dem Trainingsgelände der Bud/s, sie sahen einige Zeit zu, wie die Ausbilder den Seals Anwärtern einheizten. Andrew schüttelte nur den Kopf, »das ist doch gar nichts, vielleicht sollten wir ihnen mal Kjell leihen, dann kommen sie wenigstens ins Schwitzen.«
»Das habe ich gehört junger Mann, du musst Petty Offizier Andrew Caulder sein. Ich bin Senior Chief Clay Esteen.« Der Chief reichte ihnen die Hand. »Commander Matthew Farrell, ihr seht so aus, als wollt ihr etwas von uns.«
»Senior Chief, du kommst wie immer gleich auf den Punkt.«
»Ich hab hier hundertfünfunddreißig junge Seal Rekruten, da geht es nicht anders. Da kannst du nicht lange reden.«
»Schon klar Senior Chief, wir haben das okay des Admirals uns deine Rekruten aus zu borgen.«
Clay sah sie skeptisch an, »was habt ihr vor? Ihr wisst ganz genau, die Bud/s ist knallhart durchgeplant, da haben wir keine Zeit für Ablenkung.« Andrew wurde leicht rot, aber sah sehr schnell zum Pazifik. Matt musste grinsen, »na ja, wir brauchen deine Jungs zum Entladen von Waren.«
Clay sah sie kritisch an, »ich traue euch nicht, was für Waren? Die haben, so wie ihr aussieht doch ganz gewiss, nichts mit uns Seal zu tun.«
Andrew wollte gerade lachen, da bekam er Matthews Ellbogen zu spüren, »bist du still!« Zischte ihn dieser an. »Wie soll ich es dir erklären, unser Team hat dieses Jahr mal wieder über Weihnachten Bereitschaft, damit kam Chief Kjell Storebø nicht zurecht, dieser ging zum Admiral und konnte ihn überreden Weihnachten zu retten. Sieh mich nicht so an, genauso ist es gewesen! Daraufhin hat der Admiral erlaubt, die Base weihnachtlich zu schmücken, und wir sind jetzt dabei alles zu besorgen, um das die »Operation Save Chrismas«, so heißt sie, offiziell gelingen kann.«
Der Senior Chief sah ihn skeptisch an, »ihr wollt mich jetzt verarschen? Oder? Der erste April ist doch gar nicht. Nein, sag jetzt nicht das ist euer Ernst? Aber wenn ich eure Gesichter so sehe, ist es das.« Er raufte sich seine kurzen militärisch geschnittenen braunen Haare. »Wieso ich? Was wollt ihr jetzt nun von den Jungs?«
Andrew grinste immer noch, »wir bekommen heute noch einhundert Weihnachtsbäume, diese müssen aufgestellt werden und geschmückt.«
Clay ging ein paar Schritte zurück, »ihr verarscht mich doch.« Er griff sein Megaphon und schrie damit über den Platz: »Alle mal herkommen!« Als seine Kollegen und Rekruten um ihn waren, erzählte er ihnen ihr Anliegen. Erst wurden sie angesehen, als wären sie selber der Weihnachtsmann, dann ging die Lästerei los.
Er besprach sich kurz mit seinen Kollegen und kam grinsend auf sie zu.
Andrew neigte sich zu seinem XO, »wieso traue ich ihnen nicht Matt?«
»Warten wir es ab, was er von uns will.«
Der Senior Chief baute sich vor ihnen auf und sah sie so an, als wären sie wieder Rekruten, Andrew wurde etwas kleiner aber Matt juckte es nicht, er sah ihn lässig auf Augenhöhe an.
»Welches Urteil habt ihr nun gefällt?«
Clay grinste, »ihr beide tretet jetzt gegen unsere zwei besten Anwärter auf dem Hindernisse Parcours an. Wenn ihr siegt, bekommt ihr die Jungs, wenn auch nur einer von euch verliert, dann nicht.«
Matt verzog keine Miene, aber fluchte innerlich, er saß zu viel im Büro und kam gerade in den letzten Wochen nicht zum Trainieren. »Ein gutes Angebot.« Er reichte Clay die Hand und ihr Handel wurde besiegelt.
Andrew sah zu zwei jungen Männern die zwar noch nicht nach Seals aussehen, dafür fehlte es ihnen noch an Muskeln aber sie waren jünger als sie. »Da haben wir uns auf etwas eingelassen.«
»An den Hindernissen sind wir geübter, da können wir Zeit gewinnen, auf der Streck werden sie uns Probleme machen.«
Andrew grinste, »du bekommst dabei Probleme, mich holen sie nicht ein.«
Clay sah die beiden an, »ich denke mal Ritchie gegen Andrew und Corey gegen den Commander. Ritchie und Andrew fangen an, dann kann sich der Commander noch etwas aufwärmen.« Er grinste ihn an.
Matt knirschte mit den Zähnen, der Commander tritt dir gleich in den Allerwertesten und schleift dich gleich selber über den Parcours, aber das dachte er nur. Er nickte ihm nur zu und wärmte sich aber wirklich auf.
Für Andrew ging es direkt los, er zog sich sein Shirt aus und ließ seine Muskeln spielen, sein tätowierter Adler auf dem Rücken, sah so aus, als wollte er gleich abheben, als Andrew kurz die Arme kreiste. Ein paar beeindruckte Pfiffe hörte er, genau darauf hatte er es abgesehen.
Matt flüsterte ihm zu, »mach hier keine Show, du sollst nur schnell laufen und ihn besiegen.«
»Ich mach doch gar nichts, ich bereite nur unseren Flug vor.« Er zwinkerte Matt kurz zu und ging an die Startlinie.
Gleich nach dem Anpfiff sprintete Andrew los, es ging über den Barren, noch dabei, sah er schon zu den Reifen, in die er treten musste. Er flog nur so darüber, machte auf der Zwischenstrecke gut Boden und erreichte als erster den kleinen Wall, so nahm er ein Hindernis, nach dem anderen. Am Cargo Netz holte er kurz Luft, zwölf Meter mussten erklommen werden und auch wieder heil hinunter kommen. An dieser Stelle überholte ihn Ritchie, er verfluchte sich und griff in das Netz und arbeitete sich rauf. Da er gut durchtrainiert war, konnte er hier wieder Boden gut machen und überholte Ritchie wieder, beim Abstieg kürzte er ab, in dem er die letzten fünf Meter runter sprang, er rollte sich ab, sprang auf und weiter ging es. Ritchie kam immer wieder an ihn heran, aber bei den Hindernissen konnte Andrew punkten. Was ihm dann den Sieg einbrachte. Jetzt musste nur Matt auch noch gewinnen.
Matt klopfte ihm auf die Schulter, die er gerade hängen ließ, weil er immer noch nach Luft schnappte, »gut gemacht, war eine super Zeit. Dann werde ich mal mein Glück versuchen.«
»Viel Glück Matt, du schaffst das!«
Matthew legte auch sein störendes Shirt ab, ein Knochenfrosch Tattoo war auf seiner linken Schulter. Jeder Seal wusste, was es bedeutet, auch die Anwärter. Es war eine alte Tradition für einen Navy Seal, das nach der Rückkehr von einem Kampfeinsatz man ein Knochenfrosch Tattoo erhält, wenn man im Kampf einen Kameraden verloren hat, dieses war ihn zu ehren und Matthew trug es mit Stolz, denn sie hatten viel Blut dafür bezahlt um nach Hause zu kommen, und leider nicht komplett.
Matt ging auch zur Startlinie und wartete auf Corey.
»Bereit zu verlieren alter Mann?«
»Bereit Staub zu schlucken Greenhorn?«
Der Anpfiff erklang und beide sprinteten los, Corey lag vor Matt, aber er wollte sich in den Reifen nicht die Beine brechen, dafür holte er ihn unter den Stämmen auf, wo sie auf dem Bauch im Dünensand lang robben mussten. Am Cargo Netz war er dann der Erste der zu griff. Da war Matt immer schnell gewesen. Er zog sich die zwölf Meter hoch, als wäre es gar nichts für ihn, runter ging es noch einfacher, auch er sprang die letzten drei Meter herunter. Corey kam schlechter auf, er hatte es versucht und war schon bei fünf Meter abgesprungen, aber rollte ein paar Mal um sich selbst und stand benommen auf. Matt sah kurz zu dem Greenhorn, aber sah, dass alles in Ordnung war und lief weiter. Die Hindernisse flogen nur so an ihnen vorbei, bei der Hängebrücke trat Matt leider daneben und rutschte ab, aber sein Vorsprung war weit genug, dass es ihm noch nicht den Sieg gekostet hatte. An dem Weber angekommen, fluchte er leise, diese Übung hatte er noch nie gerne gemocht, man musste über die Stangen und unter den Stangen sich entlang hangeln, als ob man weben würde, aber durfte nicht den Boden berühren. Erstaunlicherweise war er immer noch vor Corey, das hatte er jetzt nicht gedacht, er sprintete weiter zum Turm und erklomm dort eine Etage nach der anderen ohne Leiter natürlich, bis er die vierte Etage erreicht hatte, dort griff er das gespannte Seil und hangelte sich viele Meter wieder Richtung Boden. Am Nachbarseil holte Corey auf, aber da merkte er die Routine, er war besser als der junge Mann. Weiter ging es so über den Parcours, die Erfahrung und Routine schlug die Schnelligkeit des jungen Seal Anwärters und am Ende siegte Matt dann doch, obwohl er damit nicht gerechnet hatte.
Nun klopfte ihm Andrew auf die Schulter, »gut gemacht, alter Mann.«
»Lass mich erst mal Luft holen, dann werde ich dir was erzählen. Alter Mann, ich bin gerade mal Mitte dreißig!«
Andrew grinste, »ich sage ja, alter Mann.« Aber Andrew war lieber vorsichtig und vergrößerte den Abstand zu seinem XO.
Sie hatten einen erfolgreichen Tag. Kjell hatte trotz Einspruch seiner Teamkollegen für jedes Fenster und jeder Tür der Baracke, auch der im Keller mitsamt aller Türen ihrer Käfige Weihnachtskränze bestellt. Travis und Kilian hielten ihn für verrückt, dass er in ihrem Ausrüstungslager auch noch die Käfige schmücken wollte. OK, vielleicht war es etwas übertrieben, aber wenn sie sich wirklich auf einen Einsatz vorbereiten würden, wieso sollte man es dann in dem Raum nicht auch nett haben? Am liebsten hätte er jeden Käfig geschmückt, aber jeder schließt seinen Käfig mit seiner Ausrüstung ab. Er war da ja nicht anders, immerhin lagen dort Waffen, Munition, Handgranaten, Sprengstoff und alles was man halt so brauchte für einen Einsatz. Das waren solche Mengen, dass ein einfacher Schrank nie ausgereicht hätte, deshalb Käfige. Diese waren zwei mal zwei Meter groß. Er grinste, weil er sich vorstellte, jede mit einer Tannengirlande zu schmücken mit Lichterketten und alles, was halt, dazugehört. Bestellt hatte er sie schon vor geschmückt, er brauchte, wenn sie in ein paar Tagen kommen, nur noch aufhängen. Er hoffte nur, er hatte genug bestellt. Kjell wurde im Gedanken unterbrochen, als ein Wirbelwind das ganze Team begrüßte. Evelyn fiel jeden seiner Kollegen um den Hals. Sie war die kleine Schwester von Commander Matthew Farrell und die Cousine von seinem Captain. Aus war es mit der Ruhe, aber er mochte die junge Frau. Auch er war fällig, er hatte sich zwar etwas zurückgezogen, aber sie fand ihn trotzdem. Er nahm sie in seine Arme »hallo Evy, was hast du nur mit deinen Haaren gemacht?« Ihm tat es in der Seele weh, ihre blonde Haarpracht zu so einem wirren Knoten auf dem Kopf zu sehen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zog ihn an seinem Bart herunter, autsch, war dieser schon so lang geworden, dass er gefährlich für ihn selbst wurde?
»Du bist zu groß mein Freund!«
Er beugte sich etwas zu ihr runter und gab ihr links und rechts einen Kuss, »du bist einfach zu klein, Evymaus.« Das ließ sie sich nicht gefallen und boxte ihm in den Magen. Er spürte es kaum, aber er tat voll getroffen, »autsch, bitte schlag mich nicht und sei gnädig mit mir.« Er ging in die Knie und krümmte sich vor Schmerzen. »Was machst du hier?«
»Dumme Frage, als ich hörte, was du planst, habe ich mich in Norfolk sofort in den Flieger gesetzt und bin rüber gekommen. Und ich konnte mir schon deinen Einkauf ansehen, als die jungen Seals Rekruten die Trucks entladen haben. Du hast ja gut eingekauft und fast hätten mich diese heißen Jungs auch total abgelenkt, da waren so einige Schmanckerl dabei, da tropfte mir voll der Zahn, aber alle so jung und halt noch Rekruten, das waren noch keine Männer, wenn ich mich dann euch so ansehe, ihr seid doch ein ganz anderes Kaliber. Aber weißt du, was mir aufgefallen ist mein Lieber ...« Sie pickte ihm mit dem Zeigefinger in die Brust. »Du hast die ganze Deko für den Innenbereich vergessen!«
Das ganze Team schnappte nach Luft. Andrew drängelte sich vor, »da hast du noch mal Glück gehabt, ich dachte schon, du ziehst die Rekruten uns vor. Das hätte mich jetzt in meiner Ehre sehr beleidigt!«
Evelyn tätschelte sein kratziges Kinn, »mein lieber Andrew, an deinen Charme kommt eh niemand heran.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, »aber Andy, rasiere dich bitte, du fängst an zu stacheln«
Andrew fuhr sich selbst über sein Kinn, ja, er stachelte, aber was verlangte sie denn? Als er sich heute Morgen rasiert hat, war es um Nullfünfhundert, das waren jetzt Stunden her.
Shane trat zu ihnen, sah Andrew an, als würde er ihn killen, wenn er auch Evelyn nur ein Haar krümmen würde.
Andrew zog den Kopf ein, grinste leicht verschmitzt und meinte, »ich geh mich dann mal rasieren.«
Shane atmete tief durch, immer ruhig bleiben, er wird sie nicht anfassen, sonst ist er Tod, das weiß er, hoffte er jedenfalls. Er sah seine Cousine liebevoll an, »Evy, noch mal zu Kjells Einkauf, wir haben ein ganzes Lager gefüllt, wie konntest du da sehen, das etwas fehlt? Ach egal, besser ich frage nicht nach.« Shane griff zu seiner Börse und zückte eine schwarze American Express Karte. Evelyns Augen leuchteten,
»du gibst mir deine Centurion Card, ist das nicht die exklusivste Kreditkarte der Welt? Ist die nicht unbegrenzt, Cousin?« Shane knirschte mit den Zähnen. »Ich glaube, wir haben den Admiral und das Budget der Base schon ausreichend belastet, ab jetzt bezahle ich. Wozu habe ich auch die Millionen geerbt? Zu irgendetwas müssen sie doch nützlich sein.«
Sie fiel ihrem Cousin um den Hals, »Du bist der beste Adoptivbruder, den ich habe.«
»Meine Eltern hätten den Spaß bestimmt gerne mitgemacht, so und nun los mit euch beiden, noch haben die Geschäfte ein paar Stunden auf und ab morgen wird die Veranda gebaut.« Kjell sah ihn verwundert an, »haben wir schon die Genehmigung?« Matt grinste ihn nur an.
Am nächsten Tag begannen die Jungs mit der Arbeit, Andrews Vorarbeit war goldwert. Senior Chief Ernesto Salinas Duran der Bauleiter der Base, sah sich die Pläne genau an. Nur weil die amtlichen Behörden diese zuließen, würde er nicht einfach so das okay geben für diesen Blödsinn, aber er fand einfach keinen Fehler. »Wer hat diese Pläne gezeichnet?«
Andrew trat vor, »ich Sir.«
Er sah ihn skeptisch an, »und du bist ein Navy Seal?«
Andrew salutierte, »ja, Sir!«
»Was für eine Verschwendung! Deine Pläne gehen in Ordnung. Ihr könnt den Lastwagen abladen. Dort findet ihr alles für den Holzunterbau.
Wenn ihr den habt, liefere ich euch das Holz und die Ziegel für das Dach, das baut aber mein Team. Ich kann es nicht verantworten, dass euch etwas passiert.«
Andrew murrte leise herum, »als ob wir Angst hätten vor Höhe. Deshalb haben wir ja auch den Hindernis Parkours.«
Ernesto sah ihn erst an, »mein Junge, ich glaube dir gerne, dass du keine Angst vor Höhen hast, aber es gibt nun mal Vorschriften beim Militär und dazu gehört nun auch das ihr nichts auf einem Dach zu suchen habt.«
Andrew grinste, »Captain, wenn du mich bei einem Einsatz noch mal auf ein Dach schickst, bekommen wir Ärger.«
Shane kam auf sie zu, »was erzählst du mir da Andrew?«
»Der Bauleiter Senior Chief Ernesto Duran hat mir eben erklärt, dass wir nicht auf ein Dach dürfen, laut irgendwelcher militärischen Vorschriften.«
Shane raufte sich die Haare, »ihr macht mich alle noch irre, hoffentlich kommt bald ein Einsatz, dann kommt ihr endlich wieder auf normale Gedanken.« Er stürmte in die Baracke und warf die Tür so zu, dass die ganze Baracke bebte.
Der Senior Chief sah ihm nach, »macht er das öfter? Ich glaube, ich muss längere Schrauben besorgen, nicht das die Veranda nächstes Mal zusammen bricht.«
Sie luden gemeinsam das Holz ab, der Senior Chief hatte ihnen wirklich längere Schrauben besorgt vor Sorgen um die Statik. Dank Andrews Zeichnungen kamen sie gut voran. Travis sägte alles, was man ihm hinlegte, denn er war der Einzige im Team, der mit einer Kreissäge umgehen konnte. Dieses musste er auch erst beweisen, ansonsten hätte der Bauleiter ihnen nie die Kreissäge überlassen. Leider war dessen Team an einem anderen Ort beschäftigt, ansonsten hätten sie nichts machen dürfen. Aber er überwachte jeden Handgriff, da sie aber ein gut eingespieltes Team waren, hatte er nichts zu meckern. Sie kamen sehr gut voran. Bevor es dunkel wurde, holte Matthew und Shane große Strahler hervor, die sie sich auch öfter beim Training hinstellen, um länger trainieren zu können, wenn sie denn Licht benötigten. Gegen achtzehn einhundert verschwand Travis, sie brauchten ihn auch nicht mehr, denn es war alles zurecht gesägt, jetzt mussten sie nur noch alles zusammen schrauben. Eine Stunde später kam er zurück, lud von seinem Pick-up einen Grill herunter, und verschwand in der Küche.
Kilian stieß Andrew an, »lass dich nicht ablenken vom Grill, erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
»Aber vielleicht braucht er ja Hilfe?«
»Ich helfe dir hier auch gleich, wenn du uns jetzt alleine lässt.«
Shane strich sich den Schweiß von der Stirn, er saß oben auf dem Grundgerüst, was später das Dach der Veranda werden würde. Er und Matthew hatten trotz des Einspruchs des Bauleiters angefangen, das Dach zu bauen. Der Senior Chief konnte ihnen ja nichts befehlen, sie waren Ranghöher.
Gegen zwanzig einhundert waren sie genötigt aufzuhören, sie hatten das ganze Baumaterial verbaut.
Travis hatte in der Zwischenzeit den Grill angeworfen und grillte fleißig, er war voll in seinem Element, denn den Grill durfte niemand anfassen.
Kjell stellte drei Sixpacks Bier auf einen Tisch, der vor der Baracke stand, »bedient euch, ihr seid der Wahnsinn! Ich hatte nie gedacht, dass wir wirklich die Veranda bauen und nun seht sie euch an, ja, ok, sie ist noch nicht fertig, aber sieht sie nicht gut aus? Ihr seid spitze, Kameraden, danke, dass ich in diesem Team sein darf.«
Kilian sah in die Runde, »da muss ich widersprechen, wir sind kein Team, wir sind eine Familie.«
Sie stießen gemeinsam an.
Shane sagte in die Runde, »dazu kann ich nichts mehr sagen, außer ein kräftiges Hooyah.«
Auf das sein ganzes Team einstieg und ein sehr lautes »Hooyah« über die Base schallte.
Ernesto war in Gedanken versunken, das war also die sagenumwobene Teamfähigkeit der Seals, jetzt konnte er es verstehen und war etwas neidig, so einen Zusammenhalt hatte er in seiner ganzen Navy Laufbahn nicht erlebt.
Ernesto war so beeindruckt, dass er noch abends seine Leute briefte, dass sie sich am nächsten Morgen um null fünfhundert treffen würden. Danach sollten sie es doch schaffen um null sechshundert an der Baracke zu sein um das Dach zu decken. Er wollte das Team um Captain Farrell überraschen, so dass dessen Team trainieren kann, oder was sonst so ein Seal Team macht, um fit zu bleiben.
Evelyn summte leise vor sich hin, im Radio lief Weihnachtsmusik. Sie wollte die Jungs nicht wecken, deshalb war die Tür zur Pantry geschlossen, denn hier war ab jetzt ihr Reich und sie backte schon die ganze Nacht. Eigentlich wollte sie ja schlafen nach ihrer Einkaufstour, aber sie war so überdreht, dass an Schlaf gar nicht mehr zu denken war und es war auch gut so, dann würden die Jungs ihr das Weihnachtsgebäck nicht rauben. Sie kannte das Team, auch wenn alle behaupten, sie würden nie Süßes essen, sie sind doch Seals, aber ab dem Moment, wo der Geruch durch die Baracke zieht, würden sie kleine Jungs werden und versuchen ihr die Plätzchen zu stibitzen. Kilian steckte den Kopf in ihre Backstube, »soll ich noch etwas in den Käfig tragen? Ansonsten mache ich ihn scharf.«
»Komm ruhig rein, ich muss noch schnell vier Bleche dekorieren und dann können die auch in den Keller. Nimm dir ruhig ein paar Plätzchen, noch ist genug da.«
»Du tust ja so, als würden wir dir alles gleich wegessen.«
»Die sollen zu Weihnachten sein und glaub mir mein Freund, würde ich die Bleche hier frei liegen lassen, wären die vier Bleche innerhalb fünf Minuten bei euch leer.«
Eine Stunde später brachten sie die letzten Keksbüchsen in den Keller. Da der achte Käfig leer war, weil ihnen aktuell ein Mann fehlte, konnte Evelyn ihr Gebäck hier unterbringen. Kilian traute dann seinen Kameraden doch nicht und verplombte jede Keksbüchse und zog dadurch Drähte, die er mit den anderen Keksbüchsen verband. Diese versah er mit einer guten Packung Sprengstoff mit C4 und machte sie scharf. Wer hier klauen würde, hätte ernsthafte Probleme. Am Ende verschloss er den Käfig und machte diesen auch scharf.
»Was machst du da Kilian?«
Er fuhr erschrocken zusammen, fast fühlte er sich wieder wie ein zehnjähriger Junge, der in Vaters Schuppen experimentierte, bis dieser in die Luft geflogen war. Er sah seinen XO an, »ich Save nur Evelyns Gebäck.«
Matt sah sich das Geflecht an, »das ist ja besser abgesichert, als das Gold in Fort Knox. Lass das die Jungs sehen, die fangen an zu weinen. Ihr seid doch verrückt.«
»Um null siebenhundert am Killhouse, heute wird trainiert, wir können nicht nur hier faul herumliegen.« Brüllte Shane durch die Baracke. Nur weg hier, dachte sich Shane, das Hämmern auf der Veranda war ihm zu viel am frühen Morgen. Ja, es war nett von Ernesto dass er ihnen das Dach baute, sie mussten auch unbedingt mal wieder trainieren und da kam ein wenig Häuserkampf im Killhouse sehr gut. Dazu kam noch, dass die Pantry verschlossen war, es lecker nach Keksen roch, nur leider war kein rankommen, an diese Schätze. Vielleicht sollte er den Häuserkampf gleich hier in der Baracke starten und die Küche erobern, die Kekse müssen doch sichergestellt werden er grinste.
So fand in Matt, »denke erst gar nicht daran, die Kekse sind gesavt im achten Käfig. Verplombt und vermient und sicherer untergebracht als das Gold in Fort Knox.«
»Nicht dein Ernst?« Shane sah ihn geschockt an.
»Doch!«
»Mist! Lass uns trainieren gehen und das alles ohne Kaffee, was für ein Start in den Tag.«
Die Tage verflogen wie im Flug. Kjell und sein Team bauten mit Hilfe von Ernesto und dessen Team die Veranda, die jetzt nun mit rotem Ziegeldach und weißem Holzzaun fast leuchtete. Immerhin war sie einmalig auf der Base.
Währenddessen schmückte Evelyn mit den Navy Seal Rekruten einhundert Bäume. Sie passte immer auf, dass die Jungs keinen Mist bauten, das ging recht gut, bis auf einen recht großen Weihnachtsbaum vor der Offiziersmesse, derjenige der den geschmückt hat, wird immer noch gesucht. Denn anstelle bunter Kugeln hingen dort hübsch beleuchtet viele bunte Kondome, bestimmt ein paar Hundert.
Da keiner zugegeben hat, dass er es war, mussten alle Rekruten zur Strafe tausend Liegestütze machen, aber sie fanden, dass es das wert war, und was waren schon tausend Liegestütze?
So kam es, dass es plötzlich Heiligabend war. Wo war die Zeit nur geblieben? Kjell war sehr traurig, dass er zwar heute mit Freunden feiern würde, denn ihm zuliebe wird ausnahmsweise mal am vierundzwanzigsten Dezember gefeiert, was ja überhaupt nicht üblich ist in Amerika, aber er war ein Norweger, für die ist Weihnachten fast ein Staatsakt, immerhin kommt der Weihnachtsmann aus Norwegen. Okay, das sagen auch andere Länder, aber das zählt für ihn nicht. Evelyn hatte ihm seit drei Tagen eine Augenbinde verpasst, kaum, dass er die Baracke betreten wollte. Er mochte ja Überraschungen, aber so langsam war es zu viel. Zum Glück war es mit zweiundzwanzig Grad recht warm draußen und er hatte dort genug zu tun gehabt, so aß er dann auch dort, was blieb ihm auch anderes übrig.
Am Heiligen Abend brachte Evelyn ihm sogar kurz vor sechzehn Uhr seine weiße Uniform, diese sollte er auch draußen anziehen, na toll.
Dann war es soweit, alle versammelten sich draußen um das erste Mal alle Lichter an zuschalten. Diese Ehre wurde Kjell überlassen, immerhin war das Ganze seine Idee. Kjell schaltete sie einzeln ein, um sie ein wenig zu genießen. Das Bauteam war so verrückt und hatte ihnen sogar einen kleinen Zaun an der Straße aufgestellt, der natürlich auch weiß war und zum Glück hatte er sehr viele geschmückte Tannengirlanden mit Lichterketten, Schleifen und Kugeln bestellt, so dass er diesen nun auch schmücken konnte. Als Nächstes folgten die Tiere, jetzt konnte er auch endlich einen abgesperrten Bereich einsehen, die verrückten, hatten Strandsand hoch gekarrt, weiß beleuchtet, so dass er wie Schnee aussieht und Pinguine hingestellt. Kjell zog leicht die Nase hoch, nein, er würde nicht weinen, er ist ein Seal! Navy Seals weinen nicht! Die nächsten Lichter folgten, seine Rentiere wurden nun beleuchtet und wer hat Rudi die rote Nase verpasst? Als er sie kaufte, waren sie noch alle gleich gewesen und anstelle des Schlittens stand ein Schlauchboot, wer hatte das hingestellt? Darauf saß der Weihnachtsmann mit einem riesengroßen Navy Rucksack, der wohl aus einer Flecktarnplane genäht wurde. »Ihr seid doch verrückt!« Shane stellte sich neben ihn, »da musst du dich bei den Rekruten bedanken, sie hatten so einen Spaß gehabt, dass sie dich überraschen wollten.« Okay, weiter dachte er sich, nicht das sich da doch noch eine Träne hervor schleicht. Die nächsten Lichter gingen an, der Weg von der Straße zur Veranda wurde nun beleuchtet, das hatte er auch so geplant, aber was war das, kurz vor der Veranda, sah er drei aus Holz geschnitzte Elche stehen, die hatte er eindeutig nicht gekauft, wer war denn da so verrückt diese fast lebensgroße Tiere zu kaufen und woher kamen die? Hier im Christmas-Shop hatte er sie nicht gesehen.
Matt stellte sich zu ihm, »die hast du Ernesto und seinem Team zu verdanken, einer von denen schnitzt, beziehungsweise sägt mit der Kettensäge Tiere, als sie mitbekamen, was du für die Base machst, fanden sie, hier gehört auch etwas Norwegisches her, irgendwie sind es dann mehr geworden, als sie wohl planten.
Matt wollte noch etwas sagen, aber er hielt die Luft an, »wenn ich die erwische! Jetzt steht der Engel auf meinem Tree stand, den ich schon seit Tagen suche, er ist doch kein Scharfschütze und wohin zielt er mit seinem Pfeil und Bogen? Ich hoffe doch nicht auf Josef und Maria.«
Beide sahen geschockt zu dem Engel mit seinem Bogen und zu den Krippenfiguren, denen er extra einen kleinen Unterstand gebaut hatte, vor lauter Langeweile.
Shane stellte sich mit dazu, »ich denke eher, er passt auf sie auf. Ist doch logisch.«
Kjell sah dann noch seinen Weihnachtsmann, der eigentlich auf das Dach klettern sollte. »Und was macht der Kumpel da auf dem Ast?«
Matt und Shane sahen ihn sich genauer an, »er hat das Fernglas des Spotters in der Hand, damit ist der Engel gut abgesichert. Gute Arbeit, wer auch immer das gemacht hat.«
Evelyn hackte sich bei ihren Brüdern ein, »das waren auch die Rekruten, diese meinten, Jesus braucht einen Begleitschutz und waren mit der damaligen Geschichte und deren Ausgang nicht ganz zufrieden und brummten noch irgendwas, das wäre in der heutigen Zeit nie passiert.«
Shane grinste, »wenn die so weiter machen und so viel Spaß bei ihrer Ausbildung haben, wird es der beste Durchgang seit Jahren. Es gehen Gerüchte um, dass seit eurem Wettbewerb kein Rekrut mehr aufgegeben hat. Wenn das so bleibt, haben sie einen siebzigprozentigen Durchgang.«
Matt sah ihn erstaunt an, »oh, wow, das gab es noch nie. Ich kenne da nur das totale Gegenteil von zehn bis dreißig Prozent.«
»Dann hat die ganze Operation sogar da auch noch einen positiven Effekt, damit habe ich nie gerechnet.« Kjell war geschockt.
Matt sah zur Veranda, »lass uns weiter gehen.«
Als Nächstes folgte die Veranda auch schon, Kjell wurde nervös und schaltete das letzte Licht ein, wie geplant hatte er den weißen Zaun mit der schönen Tannengirlande dekoriert, wie auch schon bei dem kleinen Zaun, war sie durchzogen mit Schleifenband, hatte zusätzlich zwischen jedem Dachträger eine Schleife und war überall mit kleinen roten und goldenen Kugeln geschmückt. Dieselben Tannengirlanden waren auch um die Stützpfeiler der Terrasse gewickelt. Genau so hatte Kjell es sich vorgestellt. Er wollte gerade zu der geschmückten Eingangstür gehen, die noch etwas im Schatten lag, als auf einmal der Verandahimmel beleuchtet wurde. Der Himmel sah wirklich aus wie ein Sternenhimmel, denn er war voller Lichterketten, die herunter hingen. Kjell hatte das Gefühl, er könnte nach den Sternen greifen, es wirkte nicht übertrieben, es war einfach perfekt. Er wollte den zweiten Versuch starten, um zur Tür zu gehen, die auch mit einer Tannengirlande umfasst war und vor ihren beiden Fenstern jeweils einen halben Tannenkranz hatten, der mit geschlossener Tür, wie einer aussah. Da hörte er ein Auto kommen, es war nicht irgendein Auto, es war ein großer militärbeiger Humvee, als dessen Tür aufging, musste er lachen, denn der Weihnachtsmann stieg aus »HoHoHo, oder so. Sorry Männer, ich habe noch nie den Weihnachtsmann gespielt, aber diesmal ließ ich es mir nicht nehmen.« Sie waren erstaunt, dass der Weihnachtsmann kein anderer war, als ihr Admiral Rathwell. Die Beifahrertür ging auf und dessen Frau kletterte im Kostüm der Weihnachtsfrau aus den Humvee. »Das ist kein Auto, sondern ein Monstrum,« beschwerte sie sich. Shane reichte ihr die Hand, um ihr beim Aussteigen zu helfen. »Mam, der Humvee ist vielleicht hier ein Monstrum aber vor Ort im Einsatz ein sehr praktischer Wagen. Sind sie schon mit dem neuen Einsatzwagen gefahren, den Oshkosh? Das ist ein Monstrum, der ist zwar recht nützlich so vollgepanzert, aber ich mag ihn auch nicht Mam.«
»Captain Farrell, wie nett von ihnen, nein, ich bin ihn noch nicht gefahren, aber ich saß schon einmal in ihm. Sie haben recht, das ist wirklich kein Auto mehr, sondern nur noch ein Panzer mit dem Aussehen eines Autos und mit zehn Tonnen, der reinste Spritfresser. Ich habe erst gestern meinem Mann erklärt, dass es keinen Grund gibt, diesen Wagen überhaupt in den Staaten zu fahren.«
Shane sagte lieber nichts, er wusste nur zu gut, dass es im Hause des Admirals öfter mal kleine Diskussionen in Sachen Klimaschutz gab, die sich mit den Ansichten der Navy nicht so gut bekommen. Er kannte halt den Admiral zu gut, sie waren mehr, als Untergebener und Vorgesetzter.
Der Admiral ging ans Heck und öffnete dieses, »da Weihnachten ist, haben wir für euch ein paar Geschenke.« Admiral Rathwell griff in eine Kiste und holte etwas heraus, er verstellte seine Stimme, um alt zu klingen, »was haben wir denn da, ah, ein Geschenk für Andrew Caulder, ist er hier irgendwo?«
Andrew trat hervor, »ja, hier Sir!«
»Warst du denn auch artig mein Sohn?«
Alle lachten und einige nicht so positive Kommentare wurden dazu abgegeben.
»Oh, oh, was soll das jetzt heißen,« fragte er ihn.
»Ich bin immer artig Sir.«
»Meine Böse Artig Liste sagt da aber etwas ganz anderes.« Der Admiral sah ihn böse an.
»Na ja Sir, ich geb mir jedenfalls Mühe und gebe mein Bestes.«
Sein Captain lachte auf, aber tarnte es als ein Husten. Der Weihnachtsmann überlegte, »ok, mein Sohn, ausnahmsweise, aber ich beobachte dich weiter!« Er reichte ihm das Geschenk und wandte sich dem nächsten Geschenk zu.

Andrew schnaubte und murmelte sich etwas in seinen nicht, vorhanden Bart. Aber sah sich mit Freude sein Geschenk an. Das war nämlich nicht nur ein einfaches Geschenk, nein, es war eine Socke in grüner Tarnfarbe mit haufenweise Schnallen daran, so etliche Karabiner, an denen so einiges Brauchbares hing. Mit seinem Namen und ein spezielles Patch in Wappenform mit ihrem Adler, der anstelle der Waffen jetzt aber einen Tannenzweig in den Krallen hatte, dazu noch die Überschrift: »Operation Save Christmas«.
Kjell trat zu ihm und sah sich die Socke an, speziell das Patch. Seine Augen glänzten. Das bedeutete ihm mehr, als er je zugeben würde. »Habe ich mich schon bei dir für deine Hilfe bedankt?«
»Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und dafür ist doch ein Team da. Wir halten zusammen, egal für was. Auch wenn es schon ein wenig schräg war.«
Kjell schlug ihm auf die Schulter, »danke dir mein Freund und nun zeig mal, was die Socke so hergibt.« Kjell kam nicht mehr zum Hinsehen, denn er wurde nun selbst aufgerufen.
Nun konnte Andrew sich seine Socke endlich ansehen. Eine Alutasse, oh, sehr gut, seine alte hatte eine Kugel, die für ihn bestimmt war abgefangen und sah nun dementsprechend aus. Eine sehr kräftige Taschenlampe, ein hochwertiges Werkzeug Multitool mit Zange, kleiner Säge und alles, was ein Seal Herz höher schlagen lässt. Eine Handvoll Knicklichter, ein paar Zuckerstangen, wovon gleich eine probiert werden musste, hmm, lecker, war die selbst gemacht, die schmeckt ja so richtig fruchtig. Ein kleiner Kompass. Wer benutzt die denn noch? Gibt doch GPS, darf er bloß nicht Travis sagen, er ist ihr Späher und predigt immer, dass man ohne GPS auskommen können sollte. Ein Armband geflochten aus einem Fallschirmseil, zur Not gar nicht mal so schlecht, das sind so etliche Meter Seil, die sehr hilfreich sein können. Außen hing noch so einiges anderes Brauchbares, aber er war jetzt auf den Inhalt neugierig. Als Erstes holte er ein olivgrün- schwarzes Shemagh hervor. Er liebte diese arabischen Tücher. Sie waren sehr praktisch als Hals oder Kopftuch und er hatte auch schon das eine oder andere Mal, sein Scharfschützengewehr darin eingewickelt. Als Nächstes zog er ein schwarzes Basecap heraus, in der Mitte war ein blutroter Punisher Schädel aufgestickt, wow, der hatte was. Jetzt folgten noch Kekse, so wie sie aussahen, bestimmt selbstgebacken. Er sah die Frau vom Admiral an und nickte ihr dankend zu, er wusste ganz genau, dass er diese Leckereien ihr zu verdanken hat. Sie lächelte zurück und nickte leicht.
Andrew war total in sein Geschenk vertieft, als er Evelyn jubeln hörte, sie hatte auch eine Socke bekommen, aber doch bestimmt nicht das gleiche wie sie, oder? Er sah zu ihr hinüber und musste lachen, sie hatte eine Socke auch in Flecktarn bekommen, aber in Rosa. Eine Taschenlampe und Tasse sah er auch, ist ja immer nützlich, alles weitere waren dann doch mehr Frauensachen. Er fand es gut, dass sie auch eine bekommen hat, immerhin war sie megafleißig gewesen und hat hier überall fast gleichzeitig geholfen. Sie war so ein richtiger Wirbelwind, aber ein fleißiger.
Juan hatte sich etwas zurückgezogen, die letzten Tage waren für ihn die Hölle gewesen, Shane mutierte zum Ausbilder und hatte null Erbarmen mit ihm gehabt, leider hatte ja sein Captain recht, er hatte sehr nachgelassen. In den letzten Monaten reihten sich ein Einsatz an den anderen und er kam nicht zum Trainieren, denn kaum waren sie auf der Base, wurde er auch schon gebeten, auf der Krankenstation auszuhelfen. Juan hatte es gerne gemacht, er war mit Leib und Seele Arzt, aber er war auch sehr gerne ein Seal, nur der kam in den letzten Monaten zu kurz. Nun war er nur froh, dass jetzt ein paar Tage Ruhe einkehrten, nur das er seine Familie nicht sehen konnte, nagte sehr an ihm. Da hörte er einen ihrer Busse, was würde der hier wollen? Dieser sah aus, wie einer der Schulbusse, nur in Navyblau. Er hielt direkt vor ihrem Eingang. Wer hatte da einen Rosenbogen gesetzt und diesen mit einer Tannengirlande geschmückt? Geschmückt war untertrieben, jedenfalls in seinen Augen. Oben eine Tannengirlande mit Schleifen und Lichterketten und im Durchgang hingen Lampen herunter, so als würde es regnen, dazu noch ein paar Kugeln, es sah hübsch aus, aber es war nicht seine Welt. Als die ersten den Bus verließen, glaubte er nicht, was er sah, das waren doch seine Eltern, sein Bruder, dem das Weingut gehörte, und seine restlichen Geschwister, diese sahen sich kurz um und gingen direkt auf ihn zu.
»Mein Sohn, komm in meine Arme! Wir dachten uns, wenn ihr nicht zu uns kommen könnt, dann feiern wir eben Weihnachten auf der Base.« Sie umarmten sich herzlich, sein Bruder Rafael übergab ihm eine Kiste mit Weinflaschen, so wie er seinen Bruder kannte, würden da wahre Schätze drin liegen. Er sah überall glückliche Gesichter, bis auf Kilian, er blieb alleine. Das tat ihm sehr leid.

Kilian sah sich um, es war laut geworden, jeder sprach mit seinen Lieben, nur er war alleine. Er wollte schon in Richtung Baracke gehen. Er würde halt mit seinen Freunden feiern, so war das jetzt nun, wenn man sich scheiden lässt. Da hörte er ein zaghaftes, »Daddy.«
Kilian sah zur Tür, da stand sein Engel, seine kleine Tochter, nur das sie nicht mehr so klein war. Wann war sie erwachsen geworden? Sie sah bezaubernd aus, in ihrem Königsblauen bodenlangen Kleid. Andrew sah auch zu ihr und pfiff, Kilian ging sofort in den Verteidigungsmodus, sein Blick sagte Finger weg von meiner Tochter oder du bist Tod, er kannte den Frauenaufreißer nur zu gut. Dann erst sah er, dass Andrew ein kleines Mädchen auf den Arm hatte und im anderen Arm eine junge Frau, war das seine Schwester, die ihn killen wollte, würde er nicht kommen? Er wurde abgelenkt, als seine Tochter Liv ihm um den Hals fiel. »Daddy, ich hab es bei Ma nicht mehr ausgehalten, kaum hat sie die Scheidung eingereicht, zog ihr Lover bei uns ein. Ich weiß nicht wie das weiter gehen soll, spätestens nach der Schule bin ich da weg, oder kann ich nicht jetzt schon bei dir einziehen?« Kilian zog seine Tochter in die Arme und hielt sie fest, es tat so gut, er hatte nie gedacht, wie sehr ihm seine Familie fehlen würde. »Schatz, ich wohne aktuell hier in der Baracke, in einem kleinen Zimmer.«
Shane trat von hinten zu ihnen, »wir haben noch zwei Büros, die wir selten nutzen, da kann sie eins haben, wenn sie es wirklich mit uns Seals aushalten will.«
Liv küsste Shane auf die Wange, »Onkel Shane, ich kenne dich schon so lange, ich kenne euch alle schon so lange, ich weiß, wie ich mit euch umgehen muss, keine Angst.« Shane drückte sie kurz, »dann ist ja gut, ich dachte mir schon, dass du uns alle um deinen kleinen Finger wickeln wirst. Kommt ihr rein, Evelyn drängelt, dass das Essen kalt wird.«

Kjell sah, dass alle so langsam Richtung Eingang liefen, seine Schwestern hatten sich links und rechts bei ihm eingehakt und begleiteten ihn zur Tür, da entdeckte seine kleine Nichte eine Robbe zwischen den Pinguinen, »Mama, schau mal, da ist ein Seal zwischen den Pinguinen. Onkel Kjell, wieso heißt ihr auch Seals, ihr seid doch gar keine Robben?«
Kjell beugte sich zu ihr herunter, »weißt du Schatz, wir sind so viel im Wasser, das man uns deshalb Seal nennt.«
Sie legte ihre Arme um seinen Hals, »ich mag Seals Onkel Kjell« und gab ihm einen dicken Kuss.
Kjell war etwas verdattert, Kinder waren so eine Sache für sich. War man zu nett zu ihnen, wurden sie zu Kletten. War man zu laut zu ihnen, fingen sie an zu weinen und das meist recht laut. Er wusste mit ihnen nichts anzufangen. Noch schlimmer waren Babys, die schrien immer, oder schliefen, nur um dann wieder zu schreien. Nein, er brauchte keine Kinder, die bedeuten nur Stress. Aber das ließ er seiner kleinen Nichte nicht spüren, sie war eine ganz liebe, er nahm sie auf den Arm und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. »Ich mag dich auch.«
Kjell behielt seine kleine fünfjährige Nichte auf dem Arm, auch wenn ihn Kinder nervten, sie mochte er sehr. Leah war für ihr Alter sehr pfiffig und ihre Neugierde fand er erfrischend. Gemeinsam gingen sie jetzt endlich auf die Veranda, ihm gefiel, was er da sah. Es war trotz der sehr kurzen Zeit eine sehr schöne Veranda geworden. Leah reckte sich nach oben und wollte nach den Lämpchen greifen, »schau mal Onkel Kjell, lauter Sterne hängen hier.«
Kjell dachte dabei sofort an das Sprichwort »nach den Sternen greifen« und hob sie etwas höher, so dass Leah sie berühren konnte. »Aber nicht festhalten kleine Maus, dann stürzen die Sterne ab.«
Vor Freude juchzte sie auf und ihre Augen strahlten. Ihre Freude war für ihn fast schöner, als alles, was er bisher erlebt hatte. Da stellte er fest, dass Kinder doch nicht so schlecht sein können. Solch eine Freude, wegen ein paar Lichterketten, hätte er persönlich sonst nicht gehabt.
Kjell griff zur Türklinke und erwartete wieder eine Ablenkung, aber diesmal passierte nichts. Alle guten Dinge sind drei, schoss es im durch den Kopf. Er stieß die Tür auf und dachte, er wäre im Weihnachtsdorf gelandet. Kjell hatte fast Leah vergessen, so verzaubert war er, aber da schrie seine Nichte auf, »Onkel Kjell guck mal, auf allen Tischen stehen kleine Weihnachtsbäume und die Stühle haben über der Lehne eine lustige Weihnachtsmütze auf.« Und nicht nur dort sah Kjell die Tannenbäume, er sah den langen Flur bis zu ihren Gemeinschaftsraum entlang und sah vor jeder Tür links und rechts kleine geschmückte Bäume, über jeder Tür war eine reich geschmückte Tannengirlande und zusätzlich noch ein Tannenkranz an jeder Tür. Und zu ihm sagten seine Kollegen, er soll es nicht übertreiben, Evelyn hat ihn voll getoppt.
Kjell passte einen Moment nicht auf und sie stießen sich beide den Kopf. »Onkel Kjell, du musst schon aufpassen, die schöne Tannengirlande.« Jetzt sah er erst nach oben und merkte, dass Evelyn auch noch an den Innenstützpfeilern Weihnachtsdeko angebracht hat. Zu der Tanne kam noch Lichterketten und Kugeln die runter hingen dazu. Kjell dachte, er würde schon Weihnachten lieben und es übertreiben aber von Evelyn könnte er bestimmt noch etwas lernen. Sie liefen weiter zum Gemeinschaftsraum, der an den Flur angrenzte, und stießen die großen doppelten Flügeltüren auf.
»Oh, Onkel Kjell, ist das schön und erst der große Weihnachtsbaum und guck mal auf die andere Seite.« Sie zog ihn am Bart zur linken Seite, »guck mal, der große Kamin, ist der schön!« Seit wann hatten sie einen Kamin? Sogar einen Funktionierenden, denn dort drin flackerte ein großes Feuer. Kjell drehte sich mit Leah einmal um das ganze Zimmer, ja, sie hatten Weihnachten gerettet.
Als er dachte, er hätte alles gesehen, sah er die Weihnachtseisenbahn und wer hatte das dazu passende Dorf gebaut? Er hatte sie fast vergessen, verdammt, war das eine Träne, die an seiner Wange herablief? Da bekam er einen kleinen Kuss direkt auf die Stelle, wo seine Träne lief, er blickte in die Augen seiner kleinen Nichte, »nicht weinen Onkel Kjell, ich hab dich doch ganz doll lieb!«
Oh, diese verdammten Kinder, jetzt bringt sie ihn auch noch zum Weinen, wie soll er da denn nur aufhören? Sie nahm sein Gesicht in beiden Händen und gab ihm einen dicken Kuss. »Wenn ich groß bin, heirate ich dich.« Er vergrub sein Gesicht in ihren weichen Haaren und atmete erstmal durch, dann sah er sie an, »Ich hab dich auch lieb mein Engel, frohe Weihnachten.«

Er bekam es gar nicht mit, dass die anderen Familien den Gemeinschaftsraum betraten, aber so langsam wurde es lauter, Kjell setzte Leah ab und ging zum Admiral, »Danke Sir, das Sie hier mitgemacht haben. Aber eine Frage habe ich, wie haben Sie es geschafft unsere Familien hier her zu holen?« Der Admiral legte ihm väterlich den Arm um die Schulter, »das mein Sohn, bleibt das Geheimnis des Weihnachtsmannes, ich dachte mir, ihr habt schon genügend Pech mit der dritten Bereitschaft in Folge gehabt, da muss ich euch auch mal helfen, war nicht leicht, aber meine Sekretärin war recht überzeugend.«
Evelyn stürmte in den Gemeinschaftsraum, auf beiden Armen, trug sie große Büchsen gefühlt mit Keksen. »Hier Jungs, stärkt euch erst einmal, diese Kekse habe ich selbst gebacken und Kilian hat sie mit seinen Leben und C4 sowie Kettengewalt beschützt.«
Alle stürzen sich mit Begeisterung auf die Kekse und sie geht zur Tür, »was machen die Leser noch hier? Das ist eine Private Feier. Danke euch, dass ihr unsere Geschichte gelesen habt, aber ab jetzt feiern wir alleine. Ich wünsche euch, ein friedliches Weihnachtsfest, bleibt gesund und genießt den Tag mit euren Lieben.« Mit diesen Worten schloss sie die große Doppeltür von innen.



Ende

[Blogbeitrag] KI und seine Gefahren

KI und seine Gefahren Heute melde ich mich wieder einmal mit einem Thema zu Wort, das mir schon etwas länger auf der Seele liegt, aber ich n...