Weihnachten auf Terrya (bzw Emaria, dem Kontinent, auf dem »Die Zeit des Poeten« spielt)
Autorin: Schön, dass du dir die Zeit für das Interview nehmen konntest. Ich erzählte dir ja bereits, dass es die Leser interessiert, wie man auf Terrya das Weihnachtsfest feiert. Das heißt, feiert ihr das Fest überhaupt?Michael: Oh, ja, wir lieben das Weihnachtsfest, aber ich kann dir natürlich nur erzählen, wie es bei uns in Emaria, einem der größten Kontinente des Planeten, gefeiert wird. Wie auch auf der Erde, ist Weihnachten eines der Feste, bei dem die ganze Familie zusammenkommt.Autorin: Die Leser und ich sind ganz Ohr.Michael: Wir kaufen bereits am ersten November traditionell einen Sheltokbaum oder einen Hanidabaum in einem Kübel.Autorin: Erkläre uns bitte kurz, was das für Bäume sind.Michael: Sheltokbäume sind Laubbäume mit kleinen, sehr festsitzenden Blättern, die so bunt sind wie bei euch das Herbstlaub. Sie fallen erst im März ab, wenn neue Blätter sprießen.Hanidabäume sind Nadelbäume, deren Nadeln sich je nach Zusatz im Gießwasser in rötlichen oder bläulichen Tönen verfärben. Im Haus wachsen sie etwa einen Zentimeter, wenn sie jeden Tag gegossen werden. Da der Baum also etwa fünfzig Tage im Haus steht, kann man sich im Vorfeld errechnen, wie groß er an Weihnachten sein wird und sich schon vorher für eine entsprechende Größe beim Kauf entscheiden. Draußen wachsen sie übrigens wesentlich langsamer, weil unser Klima tropisch ist und es nicht so oft regnet.Autorin: Was geschieht dann?Michael: Ab dem ersten Dezember wird der Baumschmuck gebacken.Autorin: Aus Salzteig?Michael (runzelt die Stirn): Kann man den essen?Autorin: NeinMichael: Unseren Teig kann man essen, denn er wird weiterverwendet, sobald am Silvester der Baum abgeschmückt wird.Autorin: Lass uns noch beim Weihnachtsfest bleiben. Wie läuft das ab?Michael: Meine Mutter backt eine Patani, das ist eine Art Pastete, die riesig ist. Sie füllt ein ganzes Backblech und ist etwa zwanzig Zentimeter hoch. Sie wird meistens in der Mitte durch Teig getrennt. Die eine Hälfte wird fleischhaltig, die andere vegetarisch. (Er hebt abwehrend beide Hände) Frag mich nicht nach dem Teigrezept. Damit kenne ich mich nicht aus. Außerdem werden kleine Hefeteigtäschchen mit eingebacken. Sie enthalten Zettel mit Zahlen darauf, eins für jedes Familienmitglied.Die ganze Familie trifft sich bereits mittags und jeder bringt noch etwas zu essen und natürlich die Geschenke mit. Nach dem Essen werden die Geschenke ausgepackt. Wer in seinem Stück Patani die Eins hatte, beginnt. Der Rest unterscheidet sich nicht von eurem Fest.Autorin: Du wolltest mir erzählen, was nach Weihnachten mit den Bäumen passiert.Michael: Richtig. Am Silvestermorgen werden sie abgeschmückt und aus dem selbstgebackenen Schmuck wird – ich glaube unter Zugabe von geschmolzener Butter, Milch und ein paar anderen Dingen ein Teig für den Virseltes – Kuchen hergestellt. Sorry, aber wenn es ums Kochen oder Backen geht, bin ich leider der falsche Kandidat. (Er lacht) Ich bin dafür beim Essen gut.Autorin: Etwas wirst du mir aber doch erzählen können, oder?Michael: Der Kuchen wird so hoch, dass man ihn drei Mal durchschneiden kann. Das ist wichtig. Auf den untersten Boden kommt eine Vanillecreme als Symbol für den Winter. Auf den nächsten Boden kommt eine Schokoladencreme, die den Herbst symbolisiert. Für den Sommer kommt auf den dritten Boden eine Zitronencreme und nachdem der oberste Boden aufgelegt ist, streicht man Erdbeersahne obendrauf und rings herum für das Frühjahr.Mit diesem Kuchen wird traditionell am ersten Januar nachmittags das neue Jahr begrüßt, nachdem die Familie ihren Weihnachtsbaum in den Wald gebracht hat. In welchen Wald er gebracht werden muss steht auf dem Kübel, in dem er gekauft wurde.Im Wald wird er an einem vorgegebenen Platz eingegraben, damit er dort weiterwachsen kann. Beim Verlassen des Waldes gibt man den leeren Kübel ab und bekommt Pfandgeld.Autorin: Ein interessanter Brauch, der zudem die Umwelt schützt. Vielen Dank für das Interview.Michael: Sehr gerne.
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