Wo ist der Geist der Weihnacht geblieben?
Kurzgeschichte von Monika Sturm
@sturmautorin
Jedes Jahr an Weihnachten denke ich, nächstes Mal mache ich es anders.
Aber was heißt das, anders machen?
Ich habe vor zwei Jahren begonnen wieder Weihnachtskarten zu versenden. Ich wollte meinen Lieben, meinen Freunden und einigen Bekannten eine Freude machen. Jeder bekommt doch heutzutage auf Facebook oder WhatsApp die tollsten Animationen gesendet. Wer kann aber sagen, ich habe eine Karte erhalten. Die Wertschätzung ist doch viel größer. Es braucht Zeit sie auszusuchen, welche passt zu wem und dann das schreiben. Jeder erhält ein Gedicht, einen Spruch oder ein Zitat von mir selbst geschrieben. Für einige schreibe ich ein Gedicht, passend zu der Person, das dann nur derjenige bekommt.
Auch das Plätzchen backen habe ich wieder begonnen, die Kinder sind zwar aus dem Haus, aber wer freut sich nicht über ein Päckchen mit selbstgebacken darin, es ist doch etwas Besonderes. Es macht mir Spaß und ich habe Freude am Backen. Ich habe meine Plätzchen nie versteckt, so wie es meine Mutter gemacht hat. Wenn meine Kinder dann, heimlich eines stibitzten, freute mich das, denn es ist ein schönes Gefühl, das ich mit Weihnachten als Kind verbinde. Ab dem ersten Advent, habe ich dann begonnen, am Wochenende, die Plätzchen offen aufzustellen, denn für Weihnachten hatte ich ja noch das Knusperhäuschen, das am 1sten Feiertag angeknabbert wurde.
Meine Außendekoration ist auch eher schlicht. Nur meine Rentierte mit Schlitten sind ein Highlight und es freut mich, wenn Kinder vorüber gehen und diese bewundernd ansehen. Ich kann dann das leuchten in ihren Augen richtig spüren, dies berührt immer mein Herz.
Ich hatte Jahre dabei, da wollte ich nicht einmal einen Baum aufstellen. Einmal war ich auf einem Weihnachtsmarkt, auf dem ein Glasbläser zeigte wie Baumschmuck hergestellt wird. Ich sah viele schöne Sachen, die mich an meiner Kindheit erinnerten. Ich mag keine Bäume, die in einer Farbe sind und jedes Jahr eine andere haben. Rote Kugeln, rote Schleifen und rote Kerzen. Meiner wurde Bund. Eine bunte Lichterkette gemischt mit sehr alten Kugeln, teilweise von meiner Schwiegermutter geerbt und neuen Tropfen und Tannenzapfen. Die Vöglein dürfen nicht fehlen, genauso wie Glocken und Herzen. Nur auf dem neumodischen Schnickschnack verzichte ich. Aber Zuckerstangen haben ihren Platz gefunden.
Dieser Glasbläser erzählte mir von dem Brauch der grünen Weihnachtsgurke. Ihr habe richtig gelesen, eine Gurke.
Wo dieser Brauch ursprünglich herkommt ist unklar. In Amerika wurde der Mythos verbreitet, dass die Tradition von einen aus dem Königreich Bayern stammenden Auswanderer zurückzuführen ist, was aber nicht belegt wurde und auch so bei uns wenig bekannt ist.
Es wird eine grüne Glasgurke im Baum versteckt und wer sie als erstes findet bekommt eine kleine Belohnung.
Dieser Brauch hat bei uns Einzug gehalten. Einmal habe ich die Belohnung vergessen, Mist, dachte ich, was tun? Ich habe daher kurzerhand die Gurke aus dem Baum genommen und sie versteckt. Die haben vielleicht alle gesucht und nichts gefunden, also musste ich, keine Belohnung verteilen. Später an Abend habe ich das Rätsel gelöst, was zum allgemeinen Gelächter führte.
Ich versuche für mich den Geist meiner Weihnacht wieder zu finden. Ich möchte, dass diese Zeit für mich und meinen Liebsten immer noch etwas Besonderes ist. Nicht die Größe der Geschenke ist maßgeblich, sondern etwas schenken das von Herzen kommt. Das wichtigste ist aber die Zeit selbst, die ich mit ihnen verbringe. Das Lachen, Spiele spielen, Geschichten erzählen oder einfach nur einmal etwas rumalbern, Blödsinn machen. Nur auf das Lieder singen verzichten wir, denn sonst würden die Nadeln vom Baum fallen, die Milch sauer und alle Mäuse ausreisen.
Ich glaube, dies ist mein Geist meiner Weihnacht.
Eure Monika Sturm
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