Samstag, 15. April 2023

[Blogbeitrag] Das sinnerfassende Lesen und seine Wichtigkeit im Alltag



Da ich seit kurzem auserkoren wurde Schulbibliothekarin zu werden, habe ich mich mit dem Thema etwas auseinandergesetzt. Denn seien wir ehrlich: Es ist nicht nur im normalen Leben, in der Schule oder als Blogger wichtig sinnerfassend lesen zu können. In allen Bereichen des Lebens ist es wichtig dies zu beherrschen.

Was ich damit meine?

In der Schule ist es leicht erklärt. Wenn der Lernende einen Text bekommt, aus dem er eine Inhaltsangabe zaubern soll, dann muss dieser in der Lage sein, den Text zu lesen, diesen zu verstehen und zu analysieren. Aber nicht nur das, er muss es auch in Worte fassen können und seine Meinung schriftlich kundtun. Eine äußerst schwierige Sache und für manche einfach nicht schaffbar.

Deswegen habe die Lernenden gefragt, die sich besonders schwer tun, was genau jetzt das Schwierige daran sei. Und die Antwort schockierte mich. 
"Lesen ist langweilig und es bringt nichts. Wenn man auf Instagram oder TikTok geht, dann sieht man wenigstens ein paar coole Videos."
Okay, das war eine Antwort wie ich sie nicht hören wollte und habe ein paar Kids in die Schulbibliothek eingeladen, die neu aufgebaut wird. Viele aktuelle Bücher haben wir noch nicht, denn wir versuchen neuen Lesestoff zu generieren, aber ein paar Schätze gibt es schon. Ich habe mir eines geschnappt und habe den "Verweigerern" eine kleine Lesung gehalten und auf einmal hieß es: "Sind alle Bücher so?"

Wieder eine Frage, die ich mit einer Gegenfrage beantworten musste: "Wie meinst du das?" Die Antwort überraschte mich, vor allem, da es noch dazu von einem Schüler nicht deutscher Muttersprache kam. 
"So bunt und anders."
Da kam ich auch ins Nachdenken. Ist es nicht beim Bloggen dasselbe?

Wir lesen ein Buch und jeder denkt etwas anderes, für den einen ist es bunt, für den anderen eine Katastrophe. Ich sehe aber zwischen Schule und Bloggen einen Punkt, der gleich ist. 
Man muss sich auf die Geschichten einlassen, man muss sie fühlen, sie erleben, versuchen mit den Charakteren das Geschehen zu erleben und zeitgleich auch den Schreibenden nicht aus den Augen verlieren.
Denn jeder Schreibende hat einen roten Faden oder mehrere Plotstränge, die in der Geschichte weiterverfolgt werden. Manche Stränge lösen sich auf, manche lassen einem mit einem Fragezeichen zurück. Aber da fängt dann das Hirn zu rattern an. 
Warum hat uns der Schreibende im Unklaren gelassen, wie es da weitergeht? Wurde es vergessen? Hat man ein Plotloch gefunden? Oder, oder, oder ...
Es gibt auch die Schreibenden, die größer denken und bewusst Fäden unabgeschlossen lassen, um diese dann in neuen Werken zu behandeln, obwohl das Buch schon abgeschlossen ist.
Aber genau das ist das Spannende am Lesen. Von einem Schreibenden so mitgerissen zu werden, dass es einem gar nichts ausmacht, dass man eine Frage nicht beantwortet bekommt, sondern selbst nachdenken darf, was und wie das vielleicht noch alles abgeschlossen werden könnte oder überhaupt weitergeht.

Und dazu braucht man wie in der Schule, das sinnerfassende, sich darauf einlassende Lesen und nicht die auf einen Standpunkt pochenden, alles vorkauenden Geschichten. 
Denn wenn ich ehrlich bin, will ich  beim Lesen gefordert werden, selbst miträtseln, Wege entdecken und tatsächlich mit den Autoren auch in Interaktion treten, wenn ich mich selbst in eine Ecke nach Beenden des Buches gebracht habe.

Aber um wieder auf die Schule zurückzukommen. 
Wenn man Lernende dazu bringen kann, dass sie ein Buch genießen, diese mitgerissen werden, dann haben wir - ihr als Schreibende und ich als Bibliothekarin - unseren Job gemacht und Freude verbreitet. Und genau das habe ich auch den Lernenden gesagt:
Das Schreiben, ist die Kunst den Lesenden so zu unterhalten, dass sie wieder und wieder auf eine wundervolle Lesereise mitgenommen werden wollen.
Ich habe das Glück, dass ich sehr viele solcher Schreibenden unterstützen und ich mich oft auf eine wundervolle Reise begeben darf.

Wie seht ihr das? Wie wichtig seht ihr das sinnerfassende Lesen beim Bloggen oder auch im Alltag?
Ich freue mich auf eine rege Diskussion.

1 Kommentar:

Christine hat gesagt…

Liebe Claudia,
vielen Dank für deinen Einsatz, jungen Menschen die Welt der Bücher zu eröffnen. :-) Ich erinnere mich noch gerne an meine Schulbibliothek von früher.
Liebe Grüße
Christine

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