Samstag, 11. Dezember 2021

[Weihnachtscountdown 2021] Tag 11 - Beitrag 2 - A.N.Green

 



Meine Stiefel knirschen im Schnee, der kalte Wind weht mir meine langen schwarzen Haare ins Gesicht. Ich greife nach dem Türknauf, drehe ihn und verlasse die herrliche Winterkälte.
Wärme schlägt mir entgegen.
Der Geruch nach Zimt, Keksen und Kakao liegt in der Luft.
Eine fröhliche Stimme schallt aus dem Wohnzimmer und Katharina kommt auf mich zu. Sie trägt ein tannengrünes, enganliegendes Kleid, dass knapp über ihren Knien endet.
Es hat lange Ärmel und einen Rollkragen. In ihren wilden, roten Locken ist ein Haarreif, darauf prangt ein kitschiges Geweih. Ihre langen Beine stecken in hautfarbenen Strümpfen und mit den Gästepantoffeln auf ihren Füßen rutscht sie mir wie ein kleines Kind entgegen.
Am liebsten würde ich dir alles runterreißen und deinen gesamten Körper wie eine Zuckerstange ablecken.
"Hallo Angelo! Schön, dass du wieder da bist." Ihre Arme umschlingen mich und sie gibt mir einen Kuss auf die Lippen.
Gott, riechst du gut.
"Hallo, meine Liebe." Ich schiebe sie etwas von mir weg, um mir meine Stiefel ausziehen zu können. "Hier riecht es ganz schön süß."
"Es ist Weihnachten, da muss es süß riechen.
Eigentlich meine ich deinen Körper und dein Blut, aber okay.
"Wenn du das sagst."
Sie lehnt sich vor, um mir in die Augen zu sehen, dabei streifen ihre Haare fast den Boden. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du noch nie Weihnachten gefeiert hast."
"Es ist aber so." Die Stiefel sind weg, als Nächstes folgt mein langer, schwarzer Mantel. Sie wartet nur, bis er am Haken hängt und greift nach meiner Hand.

"Wieso warst du eigentlich so lange weg?"
"Ich musste noch etwas besorgen."
Sie zieht ich hinter sich her, in den Wohnraum. "Komm, beeile dich, die anderen warten schon alle."
Ich habe niemanden darum gebeten, auf mich zu warten.
"Ihr hättet nicht warten müssen, wirklich."
"Red keinen Blödsinn! Ich will doch mit dir gemeinsam feiern."
Sie dreht sich um und schenkt mir ein bezauberndes Lächeln.
Scheiß auf die anderen, viel lieber würde ich dich gleich hier zu Boden reißen und über dich herfallen.
Das sage ich natürlich nicht laut, aber denken darf ich es ja wohl noch. Ich muss zugeben, dass der Raum wirklich wunderbar aussieht. Der Tisch ist schön gedeckt, weißes Porzellan mit Goldrand, Kristallgläser, eine schöne Tischdecke, überall sind Kerzen und im Kamin brennt ein Feuer.

In einer Ecke, neben dem großen Fenster zum Garten, steht ein großer Tannenbaum, geschmückt mit Kugeln, die im Licht glänzen.
Sieh einer an, die Menschen wissen ja doch noch, wie man tafelt.
"Es sieht wirklich schön aus. Hast du das alleine gemacht?"
"Nein, Lucia hat mir dabei geholfen."
Das war wohl ihr Stichwort, denn Lucia kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. "Hallo Angelo. Eigentlich habe ich nur ihre Anweisungen befolgt."
"Hallo." Kurz drücke ich sie an mich, dann wird sie von Thomas abgelöst, der mich in eine feste Umarmung schließt und mich auf die Wange küsst. "Schön dich zu sehen." Sein schiefes Lächeln bringt mich beinahe genauso um den Verstand wie Katharinas.
Bitte gebt mir Blut, und zwar schnell.
"Kann ich euch noch bei irgendetwas helfen?" Katharina schiebt mich zum Tisch und drückt mich in einen Stuhl. "Nein, alles fertig. Ich serviere jetzt das Essen, also setzt euch bitte alle hin."

Eine halbe Stunde später sinke ich nach hinten, eine Hand auf meinem überfüllten Bauch. "Es war sehr köstlich, danke meine Liebe."
"Das freut mich." Sie steht auf und geht um die Kücheninsel. "Ich habe eine kleine Überraschung für dich, Angelo."
"Ja?" Ich richte mich wieder auf und sehe ihr entgegen. Katharina dreht sich um und erzeugt einen leichten Wind. Dieser reicht jedoch aus, um meine Nasenflügel zum Beben zu bringen. Ich rieche Blut, und zwar das köstlichste, das ich jemals gerochen habe.
"Es ist ein Bloody Mary, mit echtem Blut."
Wie in Trance greife ich nach dem Glas, den Sellerie ziehe ich aus der roten Flüssigkeit und lasse ihn achtlos auf den Tisch fallen.

Ich halte meine Nase über das Getränk und atme tief ein. Mein Magen verkrampft sich, ich spüre ein Ziehen in meinen Zähnen. Mit der Zunge tauche ich vorsichtig hinein und nehme den ersten Tropfen aus. Eine Ekstase überrollt mich und lässt mich das Glas in einem Zug leeren.
Ich lecke mir über die Lippen und starre dabei zu Katharina hoch. Ihre grünen Augen blicken mir etwas verwirrt entgegen.
"Es hat wohl geschmeckt?"
Ich kann es immer noch nicht glauben. Eindeutig war das ihr Blut. Diesen Geruch würde ich überall wieder erkennen. Meine Gedanken wirbeln haltlos durch meinen Kopf, spielen verrückt.

Mit einem Satz springe ich über den Tisch, umschließe ihre Taille und reiße ihren Kopf nach hinten. Wild drücke ich meine Lippen auf die ihren, lecke darüber. Ich zwinge ihr Haupt zur Seite und ramme meine spitzen Zähne in ihre Halsschlagader, um mehr von diesem süßen Saft zu bekommen.
Das Geräusch von berstendem Glas drängt mich aus meinen Gedanken. Ich sitze noch auf dem Stuhl, meine Hand voller Scherben.
Katharina sieht mich erschrocken an und ich spüre die starke Hand von Thomas auf meiner Schulter.
Klasse, dass können ja heitere Feiertage werden. Vielleicht sollte ich mit Yoga anfangen?

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