LESEPROBE 2:
»Kein Quatsch«, erwidere ich und trete neben Holly, die an der Teigschüssel steht, mit einem Ei in den Fingern, bereit, es zu zerschlagen.Mir fällt auf, wie klein ihre Hände sind. Ganz anders als Brookes lange, manikürte Finger. Außerdem duftet es in ihrer Nähe nach Zimt, auch wenn sich das Gewürz noch gar nicht in der Schüssel befindet.»An jedes süße Gebäck gehören zwei Dinge«, sage ich. »Eine Prise Meersalz und ein kleiner Schuss Rum. Süß und salzig passen perfekt zusammen. Deshalb gehört auch an jede Tomatensoße ein Löffel Zucker.«»Verstehe«, erwidert Holly, unterbricht unseren Blickkontakt und schlägt das Ei in die Schüssel. »Gegensätze ziehen sich an, genau wie in der ...«»Liebe«, vervollständige ich ihre Worte, ohne dass ich es geplant hätte. Das Wort entfährt mir einfach, während ich sie immer noch mustere. Das warme Licht, das in der Küche brennt, steht ihr gut. Es lässt ihren Teint fast golden wirken und ihr Haar schimmern. Nach dem unfreiwilligen Bad im Schnee hat es sich leicht gewellt und umrahmt ihr hübsches Gesicht. Ihre Wimpern sind lang und dicht, auch wenn ich mir fast sicher bin, dass sie nicht getuscht sind.»Oh, daran glaube ich nicht«, sagt sie.»Ach, nein?«, frage ich und widme mich jetzt ebenfalls wieder dem Backen, indem ich dem Teig die Prise Salz hinzufüge, von der wir geredet haben.»Nein. Ich denke, auf den ersten Blick ziehen sich Gegensätze vielleicht an, aber tief im Inneren muss man Gemeinsamkeiten haben. Ähnliche Träume oder Wünsche oder zumindest Ansichten, sonst funktioniert es nicht.«»Hast du einen Freund?«, höre ich mich fragen.
1 Kommentar:
Das hört sich nach einer schönen Weihnachtsgeschichte an. Gefällt mir gut.
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