Weihnachten mit Lorenz Lovis
Lorenz Lovis stand auf der Chorempore des Brixner Doms. Im Rücken die Orgelpfeifen, vor sich all die anderen Pfeifen. Weihnachtsleuchten stand in ihren Augen und als die Orgel die ersten Takte des Kyrie spielte, stellte sich endlich auch bei ihm sowas wie Weihnachtsstimmung ein. Bis genau in diesem Augenblick hatte er sich vor allem einsam gefühlt. Angelika hatte als eine der wenigen Single-Schwestern Schicht, Paul war zähneknirschend zu seinen Eltern abgezogen … An Weihnachten bestanden sie auf seine Anwesenheit. Nicht einmal Alma war auffindbar gewesen. Lovis hatte sich noch nie so allein gefühlt. Umso mehr genoss er die Gemeinschaft des Chores und die Harmonien der wunderbaren Messe und ließ dafür sogar die salbungsvollen Worthülsen des Bischofs über sich ergehen … Dann war der Gottesdienst zu Ende und damit auch beinahe der Tag. Lovis wollte nur noch ins Bett und einfach vergessen, dass er in anderen Jahren noch mit Onkel Sebastian einen Mitternachtspunsch aufgesetzt hatte, um den Tag ausklingen zu lassen.Er stieg seufzend aus seinem Kübel und tastete sich durch den dunklen Durchgang am Hühnergehege vorbei zur Haustür. Als er sie öffnete, flammte plötzlich das Flurlicht auf und … Angelika und Paul standen grinsend vor ihm.„Bereit für die Weihnachtsfeier?“, fragte Angelika.Lovis schaffte es nur zu nicken.Angelika drückte ihm einen federleichten Kuss auf die Wange und schob ihn in die Stube, wo Paul ein kleines Bäumchen aufgestellt hatte. Die Kerzen brannten und verbreiteten einen warmen Schein in der holzgetäfelten Stube. Es roch nach Bienenwachs und Orangen. Und es fühlte sich an nach … Familie.
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